Stefan Hansch. Der Geschäftsführer des Maschinenbauers Emco sprach mit ECHO über die Herausforderungen unserer Gegenwart, wie es gelingt, Fachkräfte zu entwickeln und welches Umsatzplus in diesem Jahr erreicht werden könnte.
Im Jahr 1947 gründete Ingenieur Karl Maier einen kleinen Handwerksbetrieb, mit dem er Drehmaschinen herstellte. Als Ende der 1970er Jahre sein Sohn Ernst Alexander das Unternehmen übernimmt, wächst es bis in die frühen 90er stetig und etabliert sich als Hersteller zahlreicher weiterer Maschinen und Anlagen. Von der Wirtschaftskrise in der damaligen Zeit schwer getroffen, übernimmt eine internationale Industrieholding den Maschinenbauer. Was folgt, ist die Fokussierung auf Kernkompetenzen in den Bereichen konventioneller und CNC-gesteuerter Werkzeugmaschinen für Produktion und Ausbildung. Am Markt bestens etabliert, setzt sich bei Emco seither die positive Entwicklung der ersten Jahrzehnte fort. Dazu trug unter anderem auch die Übernahme der Firmen Famup (2004) und Mecof (2011) bei. Der Weg zum Komplettanbieter für die zerspanende Fertigung war bereitet. Der Aufwärtstrend gewann im Jahr 2011 nochmal an Fahrt, als die Salzburger Kuhn Holding die EMCO-Gruppe übernahm. Heute zählt EMCO zu den führenden Werkzeugmaschinenherstellern Europas mit rund 800 Mitarbeitern an fünf Produktionsstandorten.
ECHO: Wie sehr freuen Sie sich über das 75-jährige Jubiläum von Emco?
Stefan Hansch: Die Voraussetzungen unbeschwert ein Jubiläum zu feiern sind in diesen Zeiten leider nicht gegeben. Die Perspektiven für den weiteren Verlauf dieses Geschäftsjahres sind schwer abschätzbar, da sie nun zusätzlich massiv durch die politischen und wirtschaftlichen Auswirkungen des Krieges in der Ukraine geprägt sind.
Trotzdem sind 75 Jahre Emco ein guter Grund auf das Erreichte stolz zu sein. Wir verfügen an unseren Standorten über vielfältiges Know-how in den Bereichen Drehen, Fräsen und was Ausbildungsmaschinen betrifft. Es ist uns gelungen, dieses Wissen zu bündeln und in Form von schlüsselfertigen Lösungen für unsere Kunden umzusetzen. Schön ist, dass auch Mecof, eine Firma die 1947 nahe Genua gegründet wurde und sich unter unserem Dach befindet, heuer ebenfalls 75 Jahre Bestand feiert.
ECHO: Trotz der unsicheren Zeiten momentan gibt es auch Faktoren, die bei Emco für Stabilität sorgen. Wie unterstützend wirkte die Übernahme durch die Kuhn Holding im Jahr 2011?
Hansch: Sehr! Seit dieser Übernahme haben wir eine positive Entwicklung nehmen dürfen. Das beginnt schon bei einer soliden finanziellen Ausstattung. Unsere Eigenkapitalquote geht in Richtung 50 Prozent. Die Finanzierung des Geschäftes ist immer gesichert gewesen und das wird sie auch in Zukunft sein. Wir haben die Zeit genutzt, um viele moderne Produkte zu entwickeln und wir starten gerade wieder voll durch, um neues Wachstum zu generieren.
„Wir suchen neue Mitarbeiter für zahlreiche Bereiche, wie Service, Sales-Innendienst oder IT.“ Stefan Hansch, Geschäftsführer Emco
ECHO: Emco ist bekannt für sein hochinnovatives Produktsortiment. Wie gelingt es, diesbezüglich immer am Puls der Zeit zu bleiben?
Hansch: Natürlich beobachten wir den Markt sehr genau. Und wir sprechen viel mit den Kunden, woraus oft neue Ideen entstehen. Auch auf Messen gibt es oft neue Erkenntnisse und es ist uns immer wieder gelungen ganz neue Produkte auf den Markt zu bringen. Im Segment der herkömmlicheren Maschinen wird der Wettbewerb immer größer. Noch stärker wachsen können wir aber in erster Linie im Bereich der wirklichen High-Tech-Maschinen.
Der Fachkräftemangel ist allgegenwärtig. Egal ob in Österreich oder beispielsweise in Italien oder Tschechien, wir suchen überall qualifizierte Kräfte. Da spielt es natürlich eine große Rolle, dass wir als Arbeitgeber attraktive Rahmenbedingungen bieten. Der jungen Generation liegt viel am Freizeitverhalten, einer Vier-Tage-Woche oder flexiblen Arbeitszeiten. Dieser Entwicklung müssen wir Rechnung tragen. Auch Nachhaltigkeit ist momentan besonders wichtig. Unsere Beschäftigten können sich vom Unternehmen beispielsweise ein E-Bike sponsern lassen.
ECHO: Einige Emco-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden in naher Zukunft in Pension gehen. Wie gelingt es, diese zu ersetzen?
Hansch: Die beste Gelegenheit Fachkräfte zu generieren ist natürlich die eigene Ausbildung. Wir haben unsere Aktivitäten diesbezüglich dramatisch verstärkt. Wir haben in eine Lehrwerkstatt investiert, wo wir unseren Nachwuchs sehr gut ausbilden können. Ein gutes Beispiel sind zwei afghanische Flüchtlinge, denen wir vor vier Jahren eine Lehrlingsausbildung haben zukommen lassen. Beide haben mit sehr gutem Erfolg abgeschlossen und beide sind heute wichtige Mitarbeiter bei Emco. Wir nehmen auch jederzeit gerne ukrainische Flüchtlinge auf, um sie bei uns auszubilden.
ECHO: Trotz der herausfordernden Zeiten: Welche Ziele verfolgt Emco?
Hansch: Wir konnten das Geschäftsjahr 2021/22, das geprägt war von Corona, Lieferkettenproblemen und Kurzarbeitsmaßnahmen mit einem Umsatzplus von 24 Prozent abschließen und damit das Umsatzniveau von 2019 wieder erreichen. Wir werden in diesem Geschäftsjahr um 20 Prozent wachsen und damit besser sein als vor Krisenniveau. Der Mitarbeiterstand in Hallein konnte gehalten werden und wir suchen neue Mitarbeiter für zahlreiche Bereiche, wie Service, Sales-Innendienst, IT und so weiter
INTERVIEW: Christian Granbacher