Stressresistenz und Leistungsfähigkeit „Im Grunde ist es immer das gleiche Prinzip“, so Leistungsdiagnostiker Martin Pfeifenberger. „Es geht um Ursache und Wirkung und wie man mit Energiefressern im Körper möglichst effizient umgeht. Und Stress ist eben ein Mega-Energiefresser. Je größer die Belastung, umso größer muss auch meine körpereigene Batterie sein, um diese auszuhalten.“
Entsteht, etwa durch erhöhten Stress (= Belastung) über längere Zeit und unzureichender Regeneration ein Ungleichgewicht von Belastung und Erholung, sind Folgebeschwerden nur die logische Konsequenz. „Die Prozesse, die durch effizientes, wirksames Ausdauertraining für die Unterstützung des Immunsystems oder auch der Stresstoleranz eigentlich aktiviert werden, degenerieren. Die Belastungen bleiben, die regenerative Kapazität schrumpft drastisch. Dadurch entsteht ein Ungleichgewicht im Körper und dann ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis Beschwerden und Überlastungen entstehen“, so Pfeifenberger. „Das geht gar nicht anders.“
Die Leistungsdiagnostik im Gesundheitssport hilft dabei, Strategien und Wissen zu erarbeiten, um eine positive und nachhaltige Veränderung zu erwirken, die nicht nur spürbar, sondern auch messbar ist. „Mit den Informationen von der Biologie kann man es provozieren, dass der Körper genau das verändert, was man gerne verändern will“, so Pfeifenberger. „Ein Burnout ist oft nur das Endprodukt einer unzureichenden Belastbarkeit. Und das könnte man locker vermeiden, würde man nur den Ist-Zustand des Körpers eruieren und mit den daraus abzuleitenden biologischen Messdaten ein zielgerichtetes Alltags-Training umsetzen. Die uralte Weisheit ‚Gesunder Körper, gesunder Geist‘ hat schon seine Berechtigung.“
Physiologisch richtig geführtes Training hat eine enorme Wirkung.
Das Wissen über die Anwendung von biologischen Messdaten für das physische Training in Sachen Leistungsfähigkeit, Belastbarkeit und Stress-Management gibt es schon seit mehr als einem halben Jahrhundert. Martin Pfeifenberger ist einer der Vorreiter auf diesem Gebiet in Österreich. Bewährt im Leistungssport, ist die Leistungsdiagnostik mittlerweile auch in der Gesundheitsförderung und -prävention ein zentrales Element.
Pfeifenberger: „Nur ein einfaches Rechenbeispiel. Das Herz ist eine Art mechanische Pumpe. Die durchschnittliche Ruhefrequenz bei einem untrainierten Menschen, der relativ viel Stress hat, beträgt in etwa 80 bis 90 Schläge. Gehen wir davon aus, dass wir das Herz-Kreislauf-System durch entsprechendes Training soweit ökonomisieren können, dass man die Frequenz im Schnitt um zehn Schläge reduziert, dann sind das über das Jahr hochgerechnet rund 42 Millionen Schläge, die man einspart. Ich spare also alle sechs Jahre ein komplettes Jahr Herzarbeit. Und das ist ganz easy zu machen. Will ich das noch steigern und trainiere auf eine Einsparung von 20 Schlägen, dann habe ich, ganz nebenbei, sogar alle drei Jahre ein volles Jahr Herzarbeit eingespart.“
Martin Pfeifenberger beschäftigt sich seit knapp drei Jahrzehnten professionell damit, alle möglichen Trainingsmethoden und -maßnahmen auf deren Wirksamkeit zu untersuchen und die Effizienz mit entsprechenden biologischen Messdaten auch nachzuweisen. Bereits in den 1990er Jahren hat er für Skigrößen wie Hermann Maier oder Michi Walchhofer am Olympiastützpunkt Obertauern biologisch gestützte Trainings entwickelt und war dann später maßgeblich am Aufbau und der Entwicklung des Red Bull Diagnostic und Trainingszentrums in Thalgau beteiligt. Seit 2022 führt er ein eigenes Leistungszentrum im Handelszentrum 16 in Bergheim.
„Bewegung und Sport sind prinzipiell immer gut. Wenn aber die Intensität nicht stimmt, wenn sie zu niedrig oder zu hoch ist, dann werde ich das Ziel einer Verbesserung der Leistungsfähigkeit nicht erreichen – und wenn doch, dann hat das Zufallsprinzip mitgewirkt. Eine Ausgangsleistungsdiagnostik oder, anders gesagt, eine Standort-Ist-Bestimmung, ist unerlässlich, um ein zielgerichtetes Trainingsprogramm zu erstellen. Alles andere ist unseriös. Es würde ja beispielsweise auch kein Mensch beginnen, ein Haus zu sanieren, ohne zuvor überhaupt den Ist-Zustand und die Substanz komplett erfasst zu haben.“
Gerlinde Tscheplak