Michael Baminger, CEO und Vorstandssprecher der Salzburg AG, über erneuerbare Energien und E-Mobilität, wann neue Strompreissenkungen kommen könnten und was konstruktive Kritik bringen kann.
ECHO: Die Salzburg AG hat als Ziel ausgegeben, das Bundesland in eine nachhaltige Zukunft zu führen. Welche Projekte setzt man bezogen auf erneuerbare Energien um?
Michael Baminger: Die Salzburg AG ist Schrittmacherin in Sachen Ausbau heimischer, erneuerbarer Energieerzeugung. Alleine knapp 84 Millionen setzen wir 2025 für den Ausbau der erneuerbaren Erzeugung ein, denn bis 2040 wollen wir die erneuerbare Stromerzeugung verdoppeln und 100% klimaneutral und nachhaltig sein. Das haben wir auch in unseren sechs Ambitionen verankert. Mit der Inbetriebnahme des Kraftwerks Sulzau und der Eröffnung des Kraftwerks Stegenwald setzen wir heuer bereits zwei weitere Meilensteine für den Ausbau der Wasserkraft in Salzburg. Neben Wasserkraft sind auch Wind und Sonne für den Energiemix der Zukunft bedeutend. Mit der PV-Freifläche am Salzburgring, in Göming und Lamprechtshausen stellen wir heuer gleich drei Agri-Photovoltaik-Anlagen fertig. Auch der Bau des PV-Carports in Wals-Siezenheim geht zügig voran. Das PV-Carport soll ebenfalls noch im Herbst Sonnenstrom erzeugen. Im Bereich Wind setzen wir an den Standorten am Windsfeld und Lehmberg die nächsten Schritte.
ECHO: Was die E-Mobilität betrifft, will sich die Salzburg AG um eine flächendeckende Versorgung kümmern. Wie weit fortgeschritten ist dieses Projekt bereits und welche weiteren Ziele gibt es?
Baminger: Wir forcieren die Ladeinfrastruktur massiv. Mit derzeit über 1.600 Ladepunkten im gesamten Bundesland bieten wir schon jetzt das dichteste Netzwerk an öffentlichen Ladestationen in ganz Salzburg an. Auch heuer investieren wir wieder in den Ausbau, vor allem der Hypercharger. Gemeinsam mit der Stadt Salzburg werden wir auch 72 Ladepunkte im Stadtgebiet errichten.
ECHO: Mit dem „MönchsbergForum“ etabliert die Salzburg AG eine neue Dialogplattform, wobei hochkarätige Expertinnen und Experten die vielschichtigen Herausforderungen unserer Zeit diskutieren. Welche Ziele verfolgen Sie mit dem „MönchsbergForum“?
Baminger: Das Mönchsbergforum versteht sich als „DoTank“ für die großen Zukunftsfragen und Herausforderungen unserer Zeit. Energiewende, Versorgungssicherheit, Digitalisierung und gesellschaftlicher Wandel erfordern ein mehrdimensionales Denken. Wir wollen konkrete Impulse für die langfristige Unternehmensentwicklung generieren und Raum für Austausch schaffen – abseits der klassischen Strategieprozesse. Unsere Geschäftsfelder werden maßgeblich geprägt von diesen Zukunftsentwicklungen und wir müssen verstehen, wie die unterschiedlichen Bereiche der Gesellschaft die eigene Betroffenheit einschätzen. Das Forum findet einmal im Jahr statt und soll eben in diesem Dialog zwischen Wirtschaft, Technologie, Wissenschaft, Nachhaltigkeit, Politik, Recht, Kultur und Gesellschaft unser Verständnis für die unterschiedlichen Bedürfnisse in der Zukunft schärfen. Das MönchsbergForum unterstreicht damit den Anspruch der Salzburg AG, einen substantiellen Beitrag zur Gestaltung einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Infrastrukturentwicklung in Zeiten des Wandels zu leisten.
„Mit derzeit über 1.600 Ladepunkten im gesamten Bundesland bieten wir schon jetzt das dichteste Netzwerk an öffentlichen Ladestationen in ganz Salzburg an.“
Michael Baminger,
CEO und Vorstandssprecher der Salzburg AG
ECHO: Mit Jahresbeginn wurden die Strompreise der Salzburg AG gesenkt. Sie haben betont, diese auch weiter senken zu wollen. Mit welchen Schritten dürfen die Kundinnen und Kunden diesbezüglich rechnen?
Baminger: Die Salzburg AG hat versprochen, Spielräume an die Kundinnen und Kunden weiterzugeben sobald dies möglich ist. Dass wir unser Wort halten, haben wir bereits mehrmals bewiesen. Wir haben unseren Strompreis bereits ab Mitte 2023 dreimal gesenkt. Mit 1. November des vergangenen Jahres haben wir mit unserem Tarif „Strom Privat 24“ einen deutlich günstigeren Tarif mit 16,9 Cent pro kWh netto ins Leben gerufen. Um alle Haushalte noch weiter zu entlasten, haben wir im Jänner dieses Jahres den „Salzburg AG Strompreisdeckel“ eingeführt. Diese Rabattaktion deckelt die ersten 1.000 kWh mit 10 Cent netto aller Kundinnen und Kunden. Aus jetziger Sicht werden wir noch heuer Spielräume weitergeben können – die Märkte sind derzeit aber leider recht volatil, dass ich das nicht schon versprechen kann.
ECHO: Sie wechselten mit Jahresbeginn 2023 von der Energie AG Oberösterreich zur Salzburg AG. Wie gut konnten Sie sich in diesen gut zwei Jahren im Bundesland bereits vernetzen und wie gehen Sie mit Kritik um, die teilweise von politischen Parteien oder aus der Bevölkerung an der Salzburg AG kommt?
Baminger: Es war eine spannende Zeit, ich habe ja faktisch niemanden in Salzburg gekannt. Die Kolleginnen und Kollegen in der Salzburg AG haben mir den Start leicht gemacht, das Kennenlernen von Land und Leuten hat mir Freude bereitet und ist natürlich auch nach etwas mehr als zwei Jahren noch nicht abgeschlossen. Zusammengefasst: mir macht mein Job wahnsinnig viel Freude und ich fühle mich in Salzburg sehr wohl.
Durch meinen Job komme ich viel herum und führe viele Gespräche. Mir ist es immer wichtig ein gesamtes Stimmungsbild zu erhalten. Die Kolleginnen und Kollegen sind leidenschaftlich und engagiert bei der Sache, 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. Unsere Produkte braucht jeder, daher ist es verständlich, dass wir besonders im Fokus stehen. Natürlich machen wir auch Fehler, konstruktive Kritik gibt uns die Chance besser zu werden. Schade finde ich es, wenn man sich zur eigenen Profilierung und auf dem Rücken unseres Teams abarbeitet. Ich bin in meiner Funktion dazu da, auch zugespitzte Kritik auszuhalten und anzunehmen. Mein Team hat sich das nicht verdient, dem gegenüber würde ich mir manchmal mehr Fairness wünschen.
Interview: Christian Granbacher