Florian Kreibich im Interview. Der Anwalt und Gemeinderat kandidiert im März für die ÖVP als Bürgermeister in der Stadt Salzburg und möchte seinem Kollegen Harald Preuner nachfolgen.
ECHO: In der Stadt Salzburg gab es eine Bürgerbefragung zum S-Link. Bei einer Wahlbeteiligung von 22 Prozent sprachen sich 58,3 Prozent gegen das Projekt und 41,7 Prozent dafür aus. Welche Schlüsse ziehen Sie?
Florian Kreibich: Das ist ein ernstzunehmendes Stimmungsbarometer. Es handelt sich beim S-Link um ein Jahrhundertprojekt und ich finde es nicht selbstverständlich, dass sich zum jetzigen frühen Zeitpunkt schon über 40 Prozent dafür ausgesprochen haben. Es gibt einige Punkte, die unbedingt ganz klar kommuniziert werden müssen. Nämlich die exakte Streckenführung von der Stadt Salzburg bis nach Hallein. Es muss dargelegt werden, wo die Haltestellen geplant sind und wie lange die Bauphase dauern wird. Schließlich ist es noch ganz wichtig zu klären, wer welche Kosten zu tragen haben wird und wo diesbezüglich die Oberkante der Stadt Salzburg liegt. Wenn die Projektgesellschaft diese offenen Fragen geklärt hat, bin ich positiv gestimmt, dass sich eine Mehrheit für den S-Link entscheiden wird. Mit dem S-Link hängen ja viele weitere Projekte zusammen und man muss dieses Projekt als Gesamtkonzept betrachten. Realisierbar wären dann ja auch die Messebahn, die Stiegl-Bahn oder es könnten weitere Gleise Richtung Flughafen oder sogar nach Berchtesgaden gebaut werden. Wenn alle Fragen geklärt sind, wäre nächstes Jahr eine überregionale Befragung zum S-Link sicher zielführend.
ECHO: Die Initiative „Platz für Salzburg“ plädiert für einen Ausbau der Radwege. Sie argumentiert, dass das Fahrrad das Hauptverkehrsmittel in der Stadt Salzburg sei. Würden Sie als Bürgermeister diesbezüglich aktiv werden?
Kreibich: Dem kann ich einiges abgewinnen. Die Stadt Salzburg hat in den letzten Jahren schon sehr viel in das Radwegnetz investiert. Generell hat sich über die letzten Jahrzehnte hier sehr viel getan, aber das Radwegnetz ist bei Weitem noch nicht fertig und es gehört noch weiter ausgebaut. Man muss auch berücksichtigen, dass die Radwege vermehrt von Scootern und E-Bikes genutzt werden. Da sich immer mehr Menschen auf den Radwegen tummeln, muss man dieser Entwicklung gerecht werden und auch breitere Radwege bauen. Ich selbst fahre häufig von meiner Anwaltskanzlei aus mit dem Rad zu Terminen in die Stadt und bin dabei sicherlich schneller am Ziel als mit dem Auto.
ECHO: Eine Gaisberg-Bahn ist schon länger geplant. Es dauert allerdings noch, bis dieses Projekt tatsächlich begonnen werden kann. Wie sehen Sie, auch als Gaisberg-Beauftragter der Stadt Salzburg, die Chancen dafür?
Kreibich: Ich möchte darauf hinweisen, dass sowohl die Tal- als auch die Bergstation der geplanten Bahn in der Gemeinde Koppl stehen würden und die Stadt Salzburg daher keine Parteienstellung hat und wir diesbezüglich keinen einzigen Beschluss fassen können. Als Gaisberg-Beauftragter sehe ich das Projekt grundsätzlich positiv. Wenn private Personen 20 Millionen Euro in die Hand nehmen, um eine Seilbahn zu bauen, die der Allgemeinheit große Vorteile bringt, dann ist das jedenfalls zu begrüßen. Noch dazu, weil ja geplant wäre, dass man mit der O-Bus-Karte der Stadt Salzburg die Bahn ebenfalls nutzen könnte. Besonders positiv wäre auch die Verkehrsberuhigung, die dadurch am Gaisberg stattfinden würde. Dann wäre ab der Zistelalm mit dem Individualverkehr auch Schluss und weniger Autos würden sich positiv auf die CO2-Bilanz auswirken. Die Kritiker meinen ja, der Gaisberg könnte mit dieser Bahn von zu vielen Besuchern überrannt werden. Ich sage, es würde sich nicht viel ändern, da es sich um ein Naturschutzgebiet handelt. Es könnte also nie eine Eventlocation oder Derartiges entstehen. Zudem könnte man im Zuge der Bahn auch eine Mountainbike-Strecke von der Mittelstation bis nach Guggenthal verwirklichen und die Paragleiter könnten durch die Gondelfahrten mehrere Flüge pro Tag machen.
ECHO: Die Teuerung beschäftigt sehr viele Menschen und zuletzt gab es harte Lohnverhandlungen. Wie sehen Sie in diesem Zusammenhang die Rolle der Sozialpartnerschaft?
Kreibich: Ich bin ein Befürworter der Sozialpartnerschaft, die in der Zweiten Republik sehr viel geschafft hat. Die Lohnabschlüsse sind derzeit für viele Unternehmen hart, aber es ist hinzunehmen, was letztendlich herauskommt. Wir müssen generell darauf achten, die Inflation in den Griff zu bekommen. Die wesentlichen Treiber sind im Wesentlichen Energie und Wohnen. Mein Zugang, die Wohnkosten in den Griff zu bekommen, liegt darin, dass viel mehr Wohnungen geschaffen werden müssen. So könnten Miet- und Kaufpreise reduziert werden. Man braucht große Konzepte, entsprechenden Wohnraum zu realisieren. Viel Potenzial gibt es hier bei minderversiegelten Flächen wie Parkplätzen und einstöckigen Gebäuden.
ECHO: Welche weiteren Maßnahmen würden der Stadt Salzburg guttun?
Kreibich: Mir ist es wichtig, eine positive Stimmung zu erzeugen und die Stadt permanent weiterzuentwickeln. Wir wollen eine Vision 2040 forcieren und keinesfalls in Stagnation verharren. Neben einer Wohnbauoffensive – vor allem im geförderten Wohnbau – gibt es weitere Möglichkeiten, um Eigentum wieder leichter zugänglich zu machen. Mir gefallen die Möglichkeiten in der Schweiz und Schweden, wo es den Generationen-Kredit gibt. Also beispielsweise ein Haus oder eine Wohnung auf 60 Jahre zu finanzieren. Sollte die erste Generation der Kreditnehmer versterben, bleiben deren Nachkommen als Eigentümer und Kreditnehmer. Diese können dann entscheiden, ob sie im Eigentum bleiben oder die Immobilie verkaufen, um den Kredit sofort bedienen zu können. Zudem brauchen wir in Salzburg viel mehr Starterwohnungen, wie sie kürzlich in Obertrum bei der neuen SPAR-Filiale verwirklicht wurden. Es darf nicht sein, dass junge Leute aufgrund der hohen Kosten wegziehen, um dann für die Arbeit wieder zurück nach Salzburg zu pendeln. Diese jungen Menschen, müssen in Salzburg bleiben können.
INTERVIEW: Christian Granbacher