Florian Kreibich. Nachdem Harald Preuner, Bürgermeister der Stadt Salzburg, im Juli angekündigt hat, nicht mehr zu kandidieren, ist nun Florian Kreibich Spitzenkandidat der ÖVP für die Bürgermeisterwahl im März kommenden Jahres.
ECHO: Welche Baustellen würden Sie als neuer Bürgermeister zu Beginn angehen?
Florian Kreibich: Ich bin der Ansicht, dass Salzburg grundsätzlich gut dasteht und eine lebenswerte Stadt ist. Ich gehöre nicht zu jenen, die alles aus politisch motivierten Gründen madig reden. Mein großes Ziel ist es, die Stadt zukunftsfit für die kommenden Generationen zu machen. Es gibt vier Themenbereiche, die mir besonders wichtig sind: Verkehr, Wohnen, eine lebenswerte Salzburger Innenstadt und die Kinderbetreuung. Es muss ab dem ersten Lebensjahr die bestmögliche Kleinkinderbetreuung angeboten werden und auch die Nachmittags-Kinderbetreuung. Heutzutage ist es notwendig, dass beide Elternteile möglichst viel arbeiten, und dabei sollten sie entlastet werden.
ECHO: Ein wichtiger Wert für die ÖVP war schon immer die Familie. Wenn die Kinder schon ab dem ersten Lebensjahr fremdbetreut werden, geht ja viel an Erziehung und elterlichem Kontakt verloren.
Kreibich: Ich bin keiner, der ein bestimmtes Familienbild vorschreibt. Und es ist ja nicht so, dass man die Kinderbetreuung nutzen muss. Wenn es die Möglichkeit gibt, dass man zu Hause bleibt, dann ist das vollkommen in Ordnung. Aber so schlecht sind die Kinder in der Betreuung nicht aufgehoben. Meine drei eigenen Kinder waren ab dem ersten Lebensjahr in der Krabbelstube und haben sich bestens entwickelt. Die Zeiten, in welchen die ÖVP ein bestimmtes Familienbild vorgeschrieben hat, sind vorbei.
ECHO: Die Kosten explodieren in sehr vielen Bereichen. Vor allem das Wohnen in der Stadt Salzburg wird für immer mehr Menschen unleistbar. Wie kann man dem entgegenwirken?
Kreibich: Da haben Sie vollkommen recht. Meines Erachtens muss man ein größeres Angebot schaffen, dann werden die Preise sinken. Es müssen mehr Miet-, aber auch mehr Eigentumswohnungen gebaut werden. Man soll nicht behaupten, Eigentum könne sich ohnehin niemand mehr leisten. Man muss den Leuten bei den Eigentumswohnungen entgegenkommen und die erste Wohnung für Leute bis 30 Jahre durch Zuschüsse fördern. Und es muss nicht auf der grünen Wiese gebaut werden. Salzburg ist stark versiegelt, aber es gibt auch viele minderversiegelte Flächen – etwa Parkplätze oder Lagerhallen –, wo es noch Möglichkeiten für neue Wohneinheiten gibt. Die Nachverdichtung ist ebenso ein Thema, wobei man hier in den Dialog mit der bereits bestehenden Wohnbevölkerung wird treten müssen.
ECHO: Sie haben auch eine lebenswerte Salzburger Innenstadt als wichtiges Thema angesprochen. Was meinen Sie damit konkret?
Kreibich: Im Sinne der Salzburger Bevölkerung darf die Stadt nicht zu einem Museum oder einem Souvenir-Laden verkommen, in dem sich die Menschen nicht mehr wohlfühlen. Der Overtourism, sprich Übertourismus, wird heiß diskutiert, beschränkt sich im Wesentlichen aber auf die Monate Juli, August und Dezember. Es wäre wichtig, eine Entflechtung zu machen, etwa durch bessere Angebote zu den Saison-Randzeiten. Zudem ist es wichtig, dass man Bus-Touristen nur in die Stadt fahren lässt, wenn sie hier auch ein Hotel gebucht haben. Wir wollen nicht, dass die Menschen wie Horden eineinhalb Stunden durch die Stadt laufen, nichts zur Wertschöpfung beitragen und dann in die nächste Stadt reisen. Was die Verkehrsthematik betrifft, setze ich mich schon länger mit einer Messebahn auseinander. Besucher und Touristen könnten auf Park&Ride-Plätzen beim Messezentrum ihre Autos abstellen und mit einer oberirdischen Verbindung zum Bahnhof gelangen. Mit dem S-Link ginge es dann gleich weiter in Richtung Mirabell.
ECHO: Viele Beobachter sprechen schon davon, dass es eine Stichwahl zwischen Ihnen und Kay-Michael Dankl von der KPÖ Plus geben könnte.
Kreibich: Ich betrachte alle Kandidaten als ernstzunehmende Mitbewerber, nicht unbedingt als Konkurrenten. Ich sehe aber schon, dass Herr Dankl sehr gut auf der Klaviatur der politischen Emotionen spielen kann. Ich bin allerdings kein Anhänger von kommunistischen Sozialutopien. Ich habe zu ihm, wie zu allen anderen Mitbewerbern, aber ein gutes persönliches Verhältnis. Es wird immer darum gehen, Kompromisse zu schließen, mit welchen alle leben können. Wir rittern alle um die besten Ideen für Salzburg und da ist für mich jeder Mitbewerber gleich.
ECHO: Sehen Sie sich selbst in der Favoritenrolle?
Kreibich: Ja, selbstverständlich. Ich bin zwar erst seit gut zwei Monaten Spitzenkandidat, aber das kann auch ein Vorteil sein. Ich sehe die Dinge nicht parteipolitisch motiviert und habe einen anderen Zugang, ohne politische Scheuklappen. Ich werde alles daransetzen, dass der nächste Bürgermeister Florian Kreibich heißt.
Interview: Christian Granbacher