Augment. Die Pinzgauer Ski-Manufaktur setzt kompromisslos auf Qualität. Beweise nötig? Marcel Hirscher lässt seinen Van-Deer-Ski von Augment produzieren und Manuel Fettner holte Gold im Team und Silber im Einzel bei den Olympischen Spielen in Peking. Mit welchen Sprungskiern? Die Frage erübrigt sich.
Neu ist das Sportgerät nicht. Der „Ski von Hoting“, den man in Schweden fand, wird auf ein Alter von 4.500 Jahren geschätzt. Und dieses 110 Zentimeter lange und zehn Zentimeter breite Holzteil von damals ist noch heute die Grundlage für jene zwei Bretteln, mit welchen sich Spitzensportler wie Hobbyfahrer auf den Bergen austoben.
Obwohl Skier nichts Neues sind, tüfteln noch im Jahr 2022 zahlreiche Hersteller daran, wie es gelingen kann, den perfekten Ski zu produzieren. Ganz der Qualität verschrieben haben sich die Brüder Albert und Michael Kogler und Franz Angerer. 2015 gründeten sie die Manufaktur Croc, die mittlerweile den Namen Augment trägt. „Der Bau der besten Skier ist eine faszinierende Kombination aus moderner Technologie, neuesten Materialien, fortschrittlichen Maschinen und Handwerkskunst“, sagt Michael Kogler, der ebenso wie sein Bruder in Skifirmen für den Rennlauf zuständig war. Die beiden ehemaligen Servicemänner im Weltcup haben das Renn-Gen in ihrer DNA. Augment bedeutet, etwas zu erweitern, es größer, mächtiger oder effektiver zu machen. Die Grundvoraussetzungen für sportlichen Erfolg also. Und der Auftrag für Augment.
DIE SALZBURG-CONNECTION
Wenn man Erfolg im Skisport personifiziert, dann steht am Ende der Name des achtfachen Gesamtweltcup- und zweifachen Olympiasiegers sowie siebenfachen Weltmeisters Marcel Hirscher. Jener Marcel Hirscher aus Annaberg-Lungötz unternahm mit einigen Mitgliedern seiner Truppe einen Ausflug nach Stuhlfelden in den Pinzgau, um von Augment ein paar Testskier anfertigen zu lassen. Mitnehmen konnte er dann Ski-Paare durch die Bank – vom Ski für den Hobbyfahrer bis hin zum Renngerät. „Sein Eindruck muss ganz positiv gewesen sein, denn Marcel hat sich dafür entschieden, dass wir seine Ski Marke Van Deer produzieren“, erzählt Kogler im Gespräch mit ECHO Salzburg.
Das hochpreisige Produkt gibt es in zehn bis 15 Modellen und kostet zwischen 700 und 1000 Euro. In Österreich sind die Hirscher-Skier exklusiv in ausgewählten Shops von Bründl Sports erhältlich. Die Salzburg-Connection ist damit perfekt und wird zur ultimativen Salzburg-Power. Ein ehemaliger Salzburger-Skiprofi, der es sich gemeinsam mit seinem Vater zu einer Lebensaufgabe gemacht hat, den perfekten Ski zu finden, lässt über eine Salzburger Manufaktur hochqualitative Sportgeräte fertigen und vertreibt diese über einen Sportartikelhändler, dessen Hauptsitz in Kaprun liegt.
„Wir fahren eine ganz einfache Schiene, ohne groß zu diversifizieren. Bei uns bekommt jeder Kunde das gleiche Material – also das Top-Material.“ Michael Kogler, Mitbegründer von Augment
GANZ ODER GAR NICHT
Im Gegensatz zu den großen Skifirmen geht man bei Augment einen völlig anderen Weg. „Bei den geringen Mengen, die wir produzieren, macht es keinen Sinn, fünfzig Cent pro Laufmeter Belag einzusparen“, sagt Michael Kogler. Augment setzt auf keine ausländische Billigproduktion, sondern auf Qualität, die dann eben auch ein bisschen mehr kosten darf. Ganz oder gar nicht. „Wir fahren eine ganz einfache Schiene, ohne groß zu diversifizieren. Bei uns bekommt jeder Kunde das gleiche Material – also das Top-Material.“
Corona-bedingt musste man die Produktion bei Augment ordentlich zurückschrauben. Das Ziel ist es aber, in diesem Jahr über 10.000 Paar herzustellen. Wie viele davon die Marke Van Deer tragen werden, wollte Kogler nicht verraten.
Bis man Augment noch öfter im Profi-Wintersport sehen wird, dürfte es nicht mehr lange dauern. Während man im alpinen Bereich noch etwas zurückhaltend agiert – die Kosten eines Herstellers, um Alpin-Fahrer auszurüsten, sind immens –, hat man sich beim Skispringen schon einen Namen erarbeitet. 20 österreichische Skispringerinnen und Skispringer greifen auf das Material aus Salzburg zurück. Manuel Fettner holte völlig überraschend die Silber-Medaille bei den Olympischen Spielen in China. Und dann gelang ihm mit dem Team sogar noch der Olympiasieg. Die Reaktion des Pinzgauers und Augment-Co-Chefs: „Wir haben eine Mordsgaudi und freuen uns extrem für den Manuel. Wir sind auch stolz darauf, dass unser Ski im erst dritten Jahr im Skisprungzirkus bereits einen Beitrag zu zwei Olympiamedaillen geleistet hat.“
ENTGANGENE CHANCE?
Für die Verantwortlichen von Augment und ihre 25 Mitarbeiter ist es wichtig, eng mit Firmen aus der näheren Umgebung zusammenzuarbeiten. Keil-Nindl in Uttendorf ist bekannt für die Produktion der Burton Snowboards und auch verantwortlich für die allermeisten Testskier von Augment. Stainer Druck aus St. Martin bei Lofer ist ebenfalls ein wichtiger Partner.
„Aggressive Werbung ist nicht so unsere Sache“, sagt Michael Kogler noch. Schon klar. Gefunden werden dann halt subtilere Wege, um die Sportwelt zum Staunen zu bringen. Im Ski-Freestyle-Bewerb bei den Olympischen Spielen in Peking beeindruckte der 21-jährige Finne Simo Peltola nach einem meterhohen Flug mit einer Landung auf nur einem Fuß. Dann schnallte er grinsend seine Augment-Skier ab und nahm die Gratulationen der Kontrahenten entgegen. Wer es googelt, findet rasch ein Video zur beeindruckenden Performance.
Sein Vater Jukka Peltola ist neben den Gebrüdern Kogler und Franz Angerer der vierte Mastermind im Augment-Team. Er ist Investor und kümmert sich um die Shareholder. Schulden bei einer Bank hat Augment nämlich nicht, wie Michael Kogler betont. Auf die Frage, warum einem Finnen viel daran liegt, in einen österreichischen Ski zu investieren und ihn groß zu machen, kommt die Antwort: „Weil wir keinen Österreicher gefunden haben.“ Ob sich da nicht so mancher eine Riesenchance hat entgehen lassen.
Christian Granbacher