Die Salzburger Festspiele haben ein historisch gewachsenes Alleinstellungsmerkmal. Neben ihrer kulturellen Bedeutung tragen sie maßgeblich zur regionalen Wertschöpfung, Standortattraktivität und internationalen Sichtbarkeit bei.
Seit über 100 Jahren prägen die Salzburger Festspiele nicht nur das internationale Kulturgeschehen sondern leisten auch einen unverzichtbaren Beitrag zur regionalen Wertschöpfung. Die Festspiele sind zu einem wichtigen Standortfaktor geworden, der in der Wirtschaftspolitik eine maßgebliche Rolle spielt und Salzburg laut WIFO –Wettbewerbsradar zu den Top-20 Wirtschaftsräumen in Europa macht. „Diese wirtschaftliche Stärke beruht auf mehreren Säulen und scheinbaren Gegensätzen“, so WKS Präsident Peter Buchmüller. „Urbane Qualitäten und Internationalität, erfolgreiche und wachsende Technologieunternehmen – oft Hidden Champions – treffen auf eine weltweit anerkannte Kunst- und Kulturkompetenz. Hinzu kommen alpenländische Traditionen, touristische Angebote und handwerkliche Fähigkeiten auf höchstem Niveau.“
Der enorme Wert der Festspiele wird auch durch die Ergebnisse der jüngsten Studie der Wirtschaftskammer Salzburg belegt, „die die vielfältigen wirtschaftlichen Auswirkungen unterstreicht, die von den Festspielen ausgehen – von der Hotellerie und Gastronomie, über die Industrie, den Handel und die enorme Bedeutung dieses kulturellen Großereignisses für unsere Region verdeutlicht“, so der WKS-Präsident.
Die Salzburger Festspiele und die regionale Wirtschaft bilden eine organisch gewachsene Symbiose – ein Zusammenspiel, von dem beide Seiten nachhaltig profitieren. „Salzburgs Unternehmen profitieren zweifellos von den Festspielen, tragen ihrerseits aber auch auf vielfältige Weise zum Gelingen des Festivals bei – in erster Linie über den Salzburger Tourismus Förderungs Fonds (TFF)“, so Buchmüller. Der TFF wurde 1926 gegründet, mit dem Zweck die Salzburger Festspiele abzusichern – jährlich fließt dabei ein namhafter Millionenbetrag an die Salzburger Festspiele. Die Gelder, die in den Topf des Tourismusförderungsfonds hineinfließen kommen aus der Salzburger Wirtschaft und dienen nicht nur zur Deckung der Salzburger Festspiele, sondern auch zur Förderung weiterer kultureller Aktivitäten im Land Salzburg.
„Darüber hinaus greifen die Festspiele jährlich auf die Expertise der Salzburger Betriebe zurück – vom Druck der Programmhefte über die Blumendekoration bis zum Bühnenbau. Es waren Salzburger Unternehmerpersönlichkeiten wie Friedrich Gehmacher die bereits vor mehr als 100 Jahren zu den Geburtshelfern des Festivals wurden – damit wurde ein Motor in Gang gesetzt, der der Region bis heute wirtschaftlichen Schwung verleiht.“
„Seit mehr als 100 Jahren schaffen die Salzburger Festspiele kulturelle und berechenbare wirtschaftliche Werte, aber auch intangible Effekte, die auf lange Sicht mindestens ebenso bedeutsam sind wie die finanziellen Wirkungen.“
Peter Buchmüller
Präsident der Wirtschaftskammer Salzburg
Die vielschichtige Strahlkraft der Salzburger Festspiele
Lukas Crepaz, der Kaufmännische Direktor der Salzburger Festspiele im ECHO-Interview mit Gerlinde Tscheplak
ECHO Salzburg. Herr Mag. Crepaz, welchen Wert haben die Festspiele 2025 – kulturell, ideell, wirtschaftlich?
Lukas Crepaz. Unsere visionären Gründer haben die Salzburger Festspiele vor über 100 Jahren noch im ersten Weltkrieg ersonnen. Über die Kunst sollten frühere Feinde wieder zueinander finden. Dabei stand ein absoluter Qualitätsanspruch im Vordergrund. Theater, Konzert und Oper auf höchstem Niveau in Salzburg zu produzieren und für Einheimische und Gäste gleichermaßen auf die Bühnen dieser kleinen barocken Stadt im Zentrum Europas zu bringen, das war und ist unser zentraler kultureller Auftrag.
Dass die Salzburger Festspiele dabei gleichzeitig Geburtshelfer des Qualitätstourismus in Salzburg und von Anfang an wichtiger Wirtschaftsmotor für Stadt und Land waren, ist kein Zufall. Auf diese äußerst positive Nebenwirkung haben unsere Gründer bereits in der Gründungsphase hingewiesen und ehrlicherweise vor allem darauf gehofft. Nach dem unmittelbaren künstlerischen Erfolg der Künstlerinnen und Künstler um Max Reinhardt, Hugo von Hofmannsthal und Richard Strauß hat sich der wirtschaftliche Erfolg auch bald trotz schwierigster Rahmenbedingungen in den ersten Jahrzehnten der Festspiele eingestellt und alle Erwartungen übertroffen.
Die Zahlen sprechen hier für sich: Laut aktueller Studie der Wirtschaftskammer generieren die Festspiele rund 250 Millionen Euro an Bruttowertschöpfung jährlich und sichern damit knapp 3.000 Arbeitsplätze. An Steuern und Abgaben fließen pro Jahr ca. 96 Mio. Euro an die öffentliche Hand zurück. Damit bekommt der Steuerzahler für jeden Euro, der von der öffentlichen Hand in das Programm investiert wird, fünf Euro zurück.
ECHO Salzburg: Sind die Salzburger Festspiele im Zusammenspiel mit der regionalen Wirtschaft ein Paradebeispiel für die perfekte Symbiose?
Lukas Crepaz. Die Salzburger Festspiele bieten ein Gesamterlebnis, das es weltweit kein zweites Mal gibt. Dieses besteht neben der Qualität der Kunst und der Dichte des Kunstangebots aus der Schönheit der Stadt und der sie umgebenden beeindruckenden Naturlandschaft mit ihren Seen und Bergen. Wesentlicher Beitrag zu diesem Gesamterlebnis ist auch das Angebot der Wirtschaftsunternehmen: von der herausragenden Kulinarik, über die Gastfreundschaft und die Qualität der Beherbergungs- und Dienstleistungs- und Einzelhandelsbetriebe. Sie alle tragen zu der unvergleichlichen Atmosphäre bei, die Künstlerinnen und Künstler und Festspielgäste an Salzburg so schätzen. Salzburg atmet im Sommer Festspiele.
Unsere rund 250.000 Besucherinnen und Besucher jeden Sommer bringen nicht nur um ein Vielfaches mehr Umsatz pro Tag in Salzburg als im Jahresmittel, sondern auch eine klare Positionierung für den Standort Salzburg.
Der Eigenfinanzierungsgrad der Salzburger Festspiele wiederum beläuft sich auf außerordentliche 75%. Der Großteil hiervon stammt aus Kartenverkauf, Sponsoring und Mäzenatentum. Wir sind sehr glücklich, dass viele Unternehmen aus der Region in allen Sponsoringkategorien den Festspielgedanken mitermöglichen und mit uns teilen. So freuen wir uns sehr über die Sponsorenpartnerschaft mit unserem Hauptsponsor BWT, Global Player aus Mondsee, mit dem uns auch die Vision eint, durch die Vermeidung von Einwegplastikflaschen unseren Fußabdruck in der Welt zu verkleinern. Mit unseren drei Sponsoren UNIQA, Raiffeisen und Salzburg AG investieren wir gemeinsam in unsere Zukunft, nämlich in die Jugend und in die Regionen. Mit vielen Unternehmen vor Ort verbindet uns eine jahrzehntelange Partnerschaft, wie zum Beispiel mit Stiegl. Wir sind darüber hinaus Stolz auf über 6.000 Mitglieder der Vereine der Freunde und Förderer in Österreich, Deutschland, Frankreich und den USA. Sie sind eine der erfolgreichsten Crowd-Funding-Initiativen der Welt.
ECHO Salzburg. Welche wirtschaftlichen Herausforderungen stehen für Sie derzeit im Fokus?
Lukas Crepaz. Zum einen fordert uns die Inflation der letzten Jahre sehr. Hierdurch steigen Produktionskosten, der Personalaufwand und der Infrastrukturaufwand. Andererseits – und das ist sogar die größere Herausforderung – stehen wir vor einem großen demographischen Wandel. Hier liegt die enorme Aufgabe darin, dass auch langfristig das wirtschaftliche Angebot in Bewirtung, Hotellerie und Handel gesichert werden kann und die Qualität des Gesamterlebnisses permanent an die Nachfrage angepasst, aber zumindest gehalten werden kann.
Mit dem Jahrhundertinvestitionsprojekt Festspielbezirk 2030 werden wir die zentrale kulturelle Infrastruktur des Landes generalsanieren und in den Berg erweitern und so die Zukunft der drei Festspielhäuser sichern. Über die letzten sieben Jahre haben wir fundierte und umfassende Planungsarbeiten vorangetrieben. Die Finanzierung für den Großteil des Projektes – das Große Festspielhaus, das neue Werkstättengebäude, das Haus im Berg und die neue Logistikspange ist vertraglich gesichert. Seit letzten Herbst bauen wir. Die Bauarbeiten werden in mehreren Etappen bis zum Sommer 2033 umgesetzt. Dabei liegt größtes Augenmerk und gleichzeitig eine der größten Herausforderungen in der exakten Abstimmung von Produktionsbetrieb und Bauarbeiten.
ECHO Salzburg. Wo liegt aus Ihrer Sicht noch Entwicklungspotenzial an der Schnittstelle von Kultur und Wirtschaft in Salzburg ?
Lukas Crepaz. Hier gibt es mehrere Ansatzpunkte. Konkret insbesondere bei unserem großen Infrastrukturprojekt, das auch für lokale Unternehmen viele Felder öffnet. Wir brauchen hier Partner, die mit uns denken, nicht nur liefern.
Aber auch bei der Bündelung der Kräfte beim Recruiting von neuen Fachkräften. Die Marke Salzburger Festspiele ist hier ein echter Standortfaktor, der verbunden mit den hervorragenden universitären Bildungseinrichtungen noch viel stärker auch für die Wirtschaft genutzt werden kann.
Und zuletzt brauchen wir gesellschaftlich zur Bewältigung der großen Umbrüche vor allem eines: Kreativität. Und das ist unser Kernprodukt.
Interview und Text: Gerlinde TSCHEPLAK














