Ursache & Wirkung. „Mit den Informationen von der Biologie kann man es provozieren, dass der Körper genau das verändert, was man gerne verändern will. Effizientes Training – ganz egal ob Leistungs- oder Hobbysportler – kann nur so funktionieren, alles andere basiert auf Zufall“, so Martin Pfeifenberger im ECHO-Gespräch.
Martin Pfeifenberger lebte früher selbst den Traum, Skiprofi zu werden, ging in die Skihauptschule Schladming und war von Anfang an „ein Beißer und beinharter Trainierer“, wie er sich rückblickend selbst beschreibt. Er trainierte wie besessen, immer mehr und auch immer öfter als die anderen, um bessere Leistungen zu erbringen. Aber bereits mit 14 Jahren begann eine Verletzungsserie, die für den gebürtigen Lungauer schließlich auch den großen Traum von einer erfolgreichen Skikarriere platzen ließ. „Ich wollte einfach immer zu viel und war ständig in einer Über-Trainings-Situation. Immun-Antwortstörungen und Verletzungen sind dann oft nur eine Frage der Zeit. Damit war es dann gelaufen.“
Leistungsdiagnostik & Trainingssteuerung
„Oft sind Verletzungen nur das Endprodukt einer unzureichenden Belastbarkeit. Und das könnte man locker vermeiden, würde man nur den Ist-Zustand des Körpers eruieren und mit den daraus abzuleitenden biologischen Messdaten ein zielgerichtetes Training umsetzen. Dazu gehört das Know-how der physiologischen Anforderungen in den diversen Sportarten und das Wissen der jeweiligen Zielgrößen der Mindestanforderungen der Leistungsfähigkeit in den jeweiligen Bereichen. Biologisch notwendige Messdaten, die aus der Leistungsdiagnostik abzuleiten sind, fehlen im Training oft gänzlich, wenn überhaupt eine systematische Leistungsdiagnostik gemacht wird. Oft nur zum Erlangen eines Sporttauglichkeits-Stempels“, weiß Pfeifenberger heute. „Mit einer seriösen und fundierten, systematischen Leistungsdiagnostik kann die Qualität des Trainers und dessen Trainingsempfehlungen geprüft werden. Im Grunde ein deppensicheres System. Man muss es nur verstehen und wissen, wie man es anwendet. In vielen Fällen ist es so: Alle machen mit, keiner macht, was er soll, und der Sport wird so zurechtgebogen, dass er zu dem passt, was man eben gelernt hat.“
Martin Pfeifenberger beschäftigt sich nun seit knapp drei Jahrzehnten professionell damit, alle möglichen Trainingsmethoden und -maßnahmen auf deren Wirksamkeit zu untersuchen und die Effizienz mit entsprechenden biologischen Messdaten auch nachzuweisen. Bereits in den 1990er Jahren hat er für Skigrößen wie Hermann Maier oder Michi Walchhofer am Olympiastützpunkt Obertauern biologisch-gestützte Trainings entwickelt und war ab 2002 maßgeblich für den Aufbau und die Entwicklung des Red Bull Diagnostic und Trainingszentrums in Thalgau beteiligt. Mittlerweile führt er höchst erfolgreich ein eigenes Diagnostikzentrum in Bergheim (www.handelszentrum16.at).
Höchste Zeit, das Bewusstsein im Sport zu verändern
Das Wissen über die Anwendung von biologischen Messdaten für das physische Training gibt es mittlerweile schon fast seit einem halben Jahrhundert, das Wissen einer systematischen Umsetzung ist aber Mangelware. Martin Pfeifenberger ist einer der Vorreiter in Österreich. „Ich mache das seit mittlerweile mehr als 25 Jahre in über 100 verschiedenen Disziplinen. Diese Menge an biologischen Messdaten der Leistungsdiagnostik und der Umsetzung in ein wirksames Training sind die Grundlage für eine gesunde und hocheffiziente Leistungsentwicklung. So können auch alle Belastungen mit einem ausgewogenen Belastung-Erholung-Verhältnis verarbeitet werden, sodass man am Ende des Tages leistungsfähiger ist als die anderen. Mit den Informationen von der Biologie kann man exakt provozieren, dass der Körper genau das verändert, was man gerne verändern will. Effizientes Training kann nur so funktionieren, alles andere ist Hoffen auf den Zufall.“
Mittlerweile hat Martin Pfeifenberger nicht nur noch ausschließlich Kunden aus der Sportwelt, sondern auch aus diversen Unternehmen, mit der Zielsetzung einer höheren Belastbarkeit, Stressresistenz und allgemeiner Gesundheitsvorsorge und Leistungsfähigkeit. „In diesem Fall sollte es vielleicht auch nicht unbedingt Leistungsdiagnostik heißen. Das schreckt eher ab, weil man denken könnte, das wäre nur etwas für Leistungssportler. Ich fände einen passenderen Begriff Standort-Ist-Bestimmung. Denn im Grunde geht es nur darum, aktuelle Daten über die Leistungsfähigkeit zu ermitteln, um damit effizient zu arbeiten und den Leistungsstand bzw. das Ziel zu erreichen, das man sich gesteckt hat.“
Gerlinde Tscheplak