Peter Buchmüller. Der Präsident der Wirtschaftskammer Salzburg (WKS) über Erwartungen an eine neue Bundesregierung und die Wirtschaftskammer-Wahlen im kommenden Jahr.

ECHO: Welche Veränderungen erwartet sich die Wirtschaftskammer Salzburg von einer neuen Bundesregierung?

Peter Buchmüller: Es gibt eine ganze Reihe von Maßnahmen, die gesetzt werden müssen. Die Unternehmerinnen und Unternehmer werden vor allem vom überbordenden Bürokratismus und den hohen Arbeitskosten belastet. Es gab zuletzt sehr hohe Lohnabschlüsse und die Lohnnebenkosten sind in Österreich ebenfalls besonders hoch. Bei den Lohnnebenkosten wurde ja ein Abbau von 0,5 Prozent pro Jahr in Aussicht gestellt. Sollte eine Regierung das beschließen, wäre es jedenfalls zu wenig, und es bräuchte tatsächliche steuerliche Entlastungen. Es muss jedem bewusst sein, dass uns diese hohen Lohnnebenkosten weniger wettbewerbsfähig machen und unseren Wirtschaftsstandort massiv schwächen. Was wir überhaupt nicht brauchen können, sind neue Steuern, wie die Millionärssteuer, von der Herr Babler von der SPÖ spricht. Das kommt für uns überhaupt nicht infrage, denn dann würde das Kapital einen großen Bogen um Österreich herum machen. Geld kann man heute auf Knopfdruck verschieben und es würde uns massiv schaden, wenn Unternehmen oder Bürgerinnen und Bürger Österreich aufgrund so einer Steuer verlassen.

ECHO: Wie schwer wiegt der Fachkräftemangel?

Buchmüller: Der Arbeitsmarkt ist ständiges Thema und eine große Herausforderung für die Unternehmen. Sogar jetzt, wo das Baugewerbe, der Handel und die Industrie nicht so gut laufen und Leute abgebaut werden, gibt es insgesamt noch viel zu viele Unternehmen, die nach guten Leuten suchen. Ein weiterer Grund, warum die Lohnnebenkosten gesenkt werden müssen. Und wir müssen das Potenzial im Inland anheben. Was die Teilzeitarbeit betrifft, sind wir leider Weltmeister. Es gibt in Österreich 365.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die Teilzeit arbeiten, aber keine Verpflichtungen haben und jemanden betreuen oder pflegen müssten. Sie wollen einfach nicht länger arbeiten als 15 oder 20 Stunden. Das muss sich ändern, denn unser Sozialsystem ist eindeutig nicht auf das Teilzeitmodell hin ausgebaut. Es geht sich nicht aus, nur die Hälfte der Steuern beizutragen, aber das volle Sozial- und Gesundheitssystem in Anspruch zu nehmen. Wir brauchen auch eine bessere Kinderbetreuung, damit noch mehr Menschen arbeiten gehen können. Und wir brauchen Migration in unser Arbeitssystem, nicht alleinig in unser Sozialsystem. Das heißt, bis zum Jahr 2060 müssten jedes Jahr 30.000 Leute zuziehen, damit der Arbeitsmarkt stabil gehalten werden kann. Zudem brauchen wir Entlastungen bei Menschen, die in der Regelpension sind. Es darf nicht sein, dass Leute bestraft werden, die in der Pension noch tätig sein wollen. In Deutschland arbeiten noch 60 Prozent der Menschen zwischen 60 und 64 Jahren. In Österreich sind dies lediglich knapp über dreißig Prozent. Wir müssen also nicht das Pensionsalter erhöhen, sondern wir müssen endlich einmal beim Pensionsalter dorthin gelangen, wo es tatsächlich ist.

ECHO: Im März 2025 finden die Wirtschaftskammer-Wahlen statt. Warum ist es wichtig, dass möglichst viele Unternehmerinnen und Unternehmer wählen gehen?

Buchmüller: Grundsätzlich ist es immer wichtig, dass Menschen ihr demokratisches Wahlrecht wahrnehmen. Wir haben eine Arbeiterkammer, die die Arbeitnehmer vertritt. Und wir brauchen eine starke Interessensvertretung für die Unternehmen in unserem Land. Je mehr Menschen wählen werden, umso stärker ist das Gewicht der Wirtschaftskammer. Wir wollen mit unserer Stimme ja etwas im Land durchsetzen.

ECHO: Ist den Unternehmern bewusst, wie wichtig die Wirtschaftskammer Salzburg generell als Standortfaktor ist?

Buchmüller: Einem Großteil ist das schon bewusst. Aber wie überall gibt es auch kritische Stimmen. Meist von Menschen, die unser System nicht nutzen oder gar nicht wissen, was wir alles anbieten. Neben der öffentlichen Hand sind wir der größte Bildungsanbieter. Mit dem WIFI sind wir der größte Erwachsenenausbildner. Jährlich besuchen 30.000 Menschen die WIFI-Kurse. Zur Wirtschaftskammer gehören drei Tourismusschulen und zu einem Drittel die Fachhochschule Salzburg. Und wir beraten in sehr vielen Bereichen, wie etwa dem Arbeitsrecht oder dem Sozialrecht. In sämtlichen Angelegenheiten, die Unternehmer brauchen, beauskunften wir sehr detailliert. Die Beratungen kommen vor allem auch bei den Jungunternehmerinnen und Jungunternehmern gut an. Nicht nur zu Beginn, sondern wir begleiten diese in ihrem ersten Jahr. Pro Jahr wickeln wir zirka 50.000 Beratungen ab.

ECHO: Von der Politik gibt es momentan wenig Unterstützung oder Produktives. Wie viel Ideenreichtum und Mut brauchen die Unternehmen aktuell, um die herausfordernden Zeiten zu bewältigen?

Buchmüller: Wir Unternehmer sind eigentlich immer wirtschaftlichen Schwankungen ausgeliefert. Wir können auch viele Dinge selber lösen. Die Regierung aber müsste bessere Voraussetzungen schaffen und uns dann einfach arbeiten lassen. Momentan werden wir etwa durch die Bürokratie stark ausgebremst und eingeschränkt. Wir Unternehmer sind die, die nicht abwarten, sondern jene, die Probleme lösen und in die Zukunft schauen. Viele Unternehmer wissen, was in ihren jeweiligen Branchen zu tun ist, aber wir brauchen Investitionsanreize vonseiten der Regierung. Etwa, dass man großzügige Abschreibungen machen darf, damit wieder investiert wird. 40 Prozent der Unternehmerinnen und Unternehmer sagen nämlich, dass sie in nächster Zeit nicht investieren werden. Eine untragbare Situation für den Wirtschaftsstandort.

„Je mehr Menschen wählen werden, umso stärker ist das Gewicht der Wirtschaftskammer.“

Peter Buchmüller,
Präsident der WKS


Interview: Christian Granbacher