Stefan Schnöll im Gespräch. Die Verkehrs- und Stauproblematik spitzt sich in Salzburg seit Jahren zu. Am 10. November haben es die Bürgerinnen und Bürger selbst in der Hand, die Weichen für eine nachhaltige Verkehrslösung zu stellen.

ECHO: Wie optimistisch sind Sie, dass eine Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger dem Mobilitätskonzept am 10. November die Zustimmung erteilen wird?

Stefan Schnöll: Ich bin überzeugt davon, dass wir den Menschen mit der nun anlaufenden Informations-Offensive erklären können, welche Vorteile dieses Gesamtverkehrskonzept mit dem S-LINK für sie bringt. Schließlich geht es um eine umfassende Mobilitätslösung, deren Rückgrat der S-LINK ist und die unter anderem auch Messe-, Flughafen und Stieglbahn beinhaltet. Die Umsetzung des S-LINK ist der Grundstein für die verkehrliche Infrastruktur, von der unsere Kinder, Enkel und Urenkel massiv profitieren werden. Sowohl die Verkehrswirksamkeit als auch alle Kosten-Nutzen-Analysen der Projektgesellschaft wurden vom Bundesministerium durch die Konzession bestätigt.

Wir brauchen den Mut, diese Infrastruktur zu errichten, wenn wir den Verkehr im Zentralraum in den Griff bekommen möchten. Ich bin mir sicher, dass die Menschen die Chancen erkennen und diesen Weg in die Zukunft der Mobilität gehen wollen.

ECHO: Wie wichtig ist es, dass man im Zuge des Projektes vom Bund eine Milliarde Euro „abholen“ könnte?

Schnöll: Die vom Bund vertraglich zugesicherte 50%-Finanzierung ist für das Projekt natürlich essentiell. Zugleich muss uns auch klar sein, dass dieses Geld vom Ministerium nur für diese Mobilitätslösung reserviert ist. Das bedeutet, wenn wir den S-LINK nicht umsetzen, fließt der Bundeszuschuss 1:1 in andere Regionen und steht für Salzburg nicht mehr zur Verfügung. Das wäre eine weitere vertane Chance.

„Wenn wir den S-LINK nicht umsetzen, fließt der Bundeszuschuss 1:1 in andere Regionen und steht für Salzburg nicht mehr zur Verfügung.“

Verkehrslandesrat Stefan Schnöll

ECHO: Von den Kritikern am Verkehrskonzept werden angeblich unwahre Behauptungen verbreitet. Wissen Sie etwas über diese Gerüchte und wie sehr könnten diese einer Umsetzung des Projektes schaden?

Schnöll: Ich würde es eher Fehlinformationen nennen, die teilweise leider bewusst gestreut werden. Dazu gehört zum Beispiel die von vielen Kritikern immer wieder verwendete Bezeichnung „Mini-U-Bahn“. Das ist einfach eine falsche Information: Nur weil ein Zug ein Stück weit unterirdisch fährt, ist es noch lang keine U-Bahn. Wir müssen einen Teil unterirdisch fahren, weil es die bauliche Situation in der Stadt erfordert und wir keine Trasse mit großen Radien oberirdisch umsetzen können, ohne zahlreiche Häuser abzureißen. Darüber hinaus wird mit vielen Ängsten zur Baustellenabwicklung und zur Finanzierung gespielt. Die Experten haben bereits wesentlich schwierigere Bahnstrecken gebaut und klar ist auch, dass wir uns dieses Projekt leisten können. Umso mehr Bedeutung hat natürlich die nun anlaufende überparteiliche Informations-Kampagne.

ECHO: Wie wichtig ist es Ihnen auch Bürgerinnen und Bürger, Anwohnerinnen und Anwohner mittels Ideen und Vorschlägen in das Projekt miteinzubeziehen?

Schnöll: Der Dialog mit den Menschen ist total wichtig. Es ist völlig verständlich und menschlich, dass diejenigen, die von der Trasse unmittelbar persönlich betroffen sind, vielleicht Sorgen, Ängste und Befürchtungen haben. Die Projektgesellschaft versucht deshalb natürlich so gut wie möglich für jeden Beteiligten gute individuelle Lösungen zu finden. Dass das keine leeren Worte sind, beweisen die regionalen Dialogforen, bei denen auch viele Wünsche und Anregungen aufgenommen wurden. Sie alle werden technisch geprüft und führen auch zu einer weiteren Optimierung der S-LINK-Trasse. Alle Varianten wurden unter Berücksichtigung ökologischer, technischer, wirtschaftlicher und raumplanerischer Kriterien entwickelt und einem breiten Dialog zugeführt. Unser Ziel ist die größtmögliche Akzeptanz in der Bevölkerung.

„Die Experten haben bereits wesentlich schwierigere Bahnstrecken gebaut und klar ist auch, dass wir uns dieses Projekt leisten können.“

Verkehrslandesrat Stefan Schnöll

ECHO: Wäre die Stauproblematik nicht durch mehr Busse zu lösen?

Schnöll: Durch den Ausbau des öffentlichen Verkehrs sollen alle Gemeinden im Zentralraum Salzburg optimal angebunden sein. Wir haben jedoch das Problem, dass wir in der Stadt nicht noch mehr Busse schicken können, weil wir an der Oberfläche an die Kapazitätsgrenze gelangt sind. Deshalb ist es so wichtig durch die Stadt ein leistungsstarkes Verkehrsmittel zu schaffen, dass den Bussen an der Oberfläche nicht im Weg steht. Die Verkehrsressorts von Stadt und Land, der Salzburger Verkehrsverbund und die S-LINK Projektgesellschaft arbeiten hochprofessionell zusammen und diese neue Mobilitätslösung wurde auch unter Mitwirkung von zahlreichen Stakeholdern und Experten ausgearbeitet. Das beweist für mich: Der öffentliche Verkehr wird nicht mehr aus politischem Kalkül und auf Zuruf geplant, sondern auf Grundlage des tatsächlichen Bedarfs und diesen Weg möchten wir auch in Zukunft so beibehalten.


Interview: Christian Granbacher