Michael Baminger, CEO und Vorstandssprecher der Salzburg AG, sprach mit ECHO über die immens hohen Stromkosten, wie es gelingen könnte, Härtefälle zu unterstützen, und wie wichtig der Ausbau von erneuerbarer Energie ist.
ECHO: Sie sind seit 1. Jänner 2023 CEO und Vorstandssprecher der Salzburg AG. Wie gut wurden Sie hier aufgenommen und wie sehr haben Sie sich beruflich schon „eingelebt“?
Michael Baminger: Ich bin mit viel Vorfreude, aber auch mit einem gerüttelten Maß an Respekt an die neue Aufgabe herangegangen. Ich bin gut angekommen und sehr freundlich aufgenommen worden. Im ersten Monat habe ich bereits viele motivierte Mitarbeiter:innen in den unterschiedlichsten Bereichen kennenlernen dürfen. Ein persönlicher Dialog auf Augenhöhe mit allen im Haus ist mir sehr wichtig.
ECHO: Sie waren zuvor als Geschäftsführer für die Energie AG Oberösterreich Vertrieb GmbH tätig. Ist Ihr Aufgabenfeld in Salzburg nun deckungsgleich oder gibt es unterschiedliche Anforderungen in den beiden Bundesländern Oberösterreich und Salzburg?
Baminger: Unsere Kernaufgabe ist die Versorgungssicherheit und unsere Kund:innen gut durch diese schwierige Zeit zu begleiten. So gesehen decken sich einige Herausforderungen. Der Krieg in der Ukraine und die damit verbundene Energiekrise wird uns noch längere Zeit begleiten. Grundsätzlich ist mein Aufgabengebiet jetzt natürlich breiter aufgestellt und hat einen noch stärkeren strategischen Aspekt.
„Ein persönlicher Dialog auf Augenhöhe mit allen im Haus ist mir sehr wichtig.“ Michael Baminger, CEO und Vorstandssprecher Salzburg AG
ECHO: Die hohen Stromkosten belasten viele Private und Unternehmen. Gibt es irgendwelche positiven Signale, die darauf hindeuten, dass die Preise wieder sinken werden?
Baminger: Die Salzburg AG unterstützt ihre Kund:innen wie kaum ein anderes Unternehmen in Österreich. Wir haben die Spielräume, die es gibt, bestmöglich für unsere Kund:innen ausgenützt. Angefangen bei den 100 Freistromtagen für Gewerbe und Landwirtschaft, verdoppeln wir mit unserem Kostenzuschuss für Stromheizungen und Wärmepumpen ohne eigenen Zähler den Stromkostenzuschuss des Bundes. Außerdem haben wir mit 1. Jänner 2023 ebenfalls als erstes Energieversorgungsunternehmen österreichweit den Neukund:innentarif abgeschafft. Trotz dieser vielfältig gesetzten Maßnahmen wissen wir, dass es immer noch Kund:innen gibt, die sich jetzt besonders schwertun. Hier sind wir darum bemüht, mit jeder und jedem eine individuelle Lösung zu finden. Wir wollen auch ein Netz etwa mit Caritas und Arbeiterkammer knüpfen, um diese Härtefälle abzufedern. Eine zuverlässige Prognose zur Entwicklung des Strompreises kann man jetzt noch nicht treffen. Eines ist aber sicher. Sobald wir den Spielraum für Senkungen haben, werden wir diese auch weitergeben.
ECHO: Worauf wollen Sie in Ihrer neuen Aufgabe besonderen Wert legen. In welche Richtung sollte das Unternehmen Salzburg AG entwickelt werden?
Baminger: Die Positionierung als Green-Tech-Company, mit dem Fokus auf den Ausbau der Erneuerbaren auf der einen und Digitalisierung auf der anderen Seite, ist grundsätzlich der richtige Weg. Ich möchte aber auch einen Schwerpunkt auf unsere Kund:innen setzen. Kund:innenorientierung und Regionalität müssen wir vor allem jetzt in diesen herausfordernden Zeiten besonders fokussieren. Alle Salzburger:innen sollen wissen: Wir sind für sie da, wir sorgen für Strom, Wasser, Wärme und Mobilität.
„Wir wollen auch ein Netz etwa mit Caritas und Arbeiterkammer knüpfen, um Härtefälle abzufedern.“ Michael Baminger, CEO und Vorstandssprecher Salzburg AG
ECHO: Die Verkehrssparte der Salzburg AG sollte in diesem Jahr in einer Tochtergesellschaft ausgegliedert werden. Wie stehen Sie zu diesem Vorhaben und denken Sie, es wird tatsächlich 2023 verwirklicht werden?
Baminger: Der Verkehrsbereich und die Kolleg:innen dort sind und bleiben Teil der Salzburg AG, für den ich mich auch voll und ganz verantwortlich fühle. Die Gründung einer Tochtergesellschaft bildet die Grundlage, um die aktuellen Herausforderungen in diesem Bereich bestmöglich zu bewältigen und auch langfristig gut aufzustellen. Der genaue Zeitplan ist gerade in Abstimmung. Klar ist: Wir wollen die Situation für unsere Mitarbeiter:innen und unsere Fahrgäste verbessern.
ECHO: Wie wichtig sind Photovoltaik und neue Energieformen, um dem Klimawandel entgegenzuwirken?
Baminger: Als Energieversorger hat uns das letzte Jahr einmal mehr verdeutlicht, dass der Ausbau von unabhängigen, erneuerbaren Energiequellen jetzt nicht schnell genug gehen kann. Das Verständnis für den Ausbau Erneuerbarer ist auch bei den Salzburger:innen so groß wie nie zuvor. Daher müssen wir alle möglichen Energieträger – wie Wasser, Sonne und Wind – ausbauen.
INTERVIEW: Christian Granbacher