Der S-Link soll die Stadt Salzburg mit dem Umland im Norden und im Süden bis Hallein verbinden. Ziel ist es, Staus zu minimieren, den Menschen wertvolle Zeit zu ersparen und die Lebensqualität zu verbessern.
Befürworter für das große Verkehrsprojekt gibt es viele. Neben der ÖVP im Land, den Grünen und der Industriellenvereinigung werden es vor allem viele Bürgerinnen und Bürger sein, die ihr Auto gerne öfter stehen lassen würden. Kritisch dazu äußert sich vor allem die SPÖ auf Stadtebene.
Salzburgs zukünftiger Bürgermeister Bernhard Auinger betonte im Wahlkampf stets, sollte er Stadtoberhaupt werden, werde er dem Projekt nicht zustimmen.
TRASSE WIRD VORGESTELLT
Auingers SPÖ verfügt allerdings lediglich über elf von 40 Mandaten. „Die SPÖ hat keine absolute Mehrheit im Gemeinderat. Und die SPÖ auf Landesebene hat immer gesagt, sie stehe für eine landesweite Befragung zur Verfügung. Darum gehe ich davon aus, man steht zu dem, was man vor der Wahl versprochen hat“, so Verkehrslandesrat Stefan Schnöll, der gegenüber ECHO meint: „Die Planungen zum S-Link laufen weiter und die Projektgesellschaft wird als nächsten Schritt die Trasse vorstellen. Es gibt zurzeit eine politische Mehrheit, dass es eine überregionale Befragung geben soll. Diese soll voraussichtlich im Herbst stattfinden.“
Der Landesrat für Verkehr betont
zudem, man habe immer gesagt, man werde erst zu bauen beginnen, wenn alle Fakten auf dem Tisch liegen.
Derzeit laufen noch Prüfungen.
„Die Projektgesellschaft arbeitet nach wie vor auf Hochtouren, um die Planungen bis zu einer überregionalen Befragung vorzubereiten“, sagt Stefan Schnöll.
„Wir stehen weiterhin zu diesem Verkehrsprojekt der Zukunft.“ Anna Schiester, Stadträtin der Bürgerliste/Die Grünen
VERKEHRSWIRKSAMKEIT GEGEBEN
Die Projektgesellschaft betont, vorliegende Studien würden die Verkehrswirksamkeit des S-Link bestätigen. Sie reagierte damit auf eine Kritik der SPÖ. „Die von der SPÖ präsentierten Zahlen zur angeblich fehlenden Verkehrswirksamkeit des S-Link können nicht nachvollzogen werden. Wir bedauern sehr, dass die von der SPÖ beauftragten Leute keinen Kontakt mit der Projektgesellschaft aufgenommen haben. Es wurden keinerlei Unterlagen von uns angefordert“, so der Geschäftsführer des S-Link Projekts Stefan Knittel. Man habe die Unterlagen an den Bund weitergeschickt. Da dieser zumindest die Hälfte der Investitionskosten für das Projekt übernimmt, prüft das Ministerium alle Unterlagen intensiv.
„Die Planungen zum S-Link laufen weiter und die Projektgesellschaft wird als nächsten Schritt die Trasse vorstellen. Es gibt zurzeit eine politische Mehrheit, dass es eine überregionale Befragung geben soll. Diese soll voraussichtlich im Herbst stattfinden.“ Stefan Schnöll, Verkehrslandesrat Salzburg
GRÜNE PRO S-LINK
„Wir stehen weiterhin zu diesem Verkehrsprojekt der Zukunft“, sagt Anna Schiester, Stadträtin der Bürgerliste/Die Grünen. Für sie müsse allerdings der motorisierte Individualverkehr deutlich reduziert werden, alles andere ergäbe keinen Sinn. Zudem stelle sich für sie schon die Frage, wie genau die Finanzierbarkeit erfolgen sollte.
Der S-Link dürfe jedenfalls nicht als Ausrede dienen, dass im Öffentlichen Verkehr nichts weitergehe. „Mit uns wird es daher keine weitere Ausdünnung des Obus-Netzes in der Stadt geben. Das Gegenteil muss der Fall sein: Wir werden weiter darauf drängen, dass die Salzburg AG endlich ihre Aufgabe wahrnimmt und ein attraktives Obusangebot zur Verfügung stellt“, so Schiester.
Die S-Link Projektgesellschaft hat während der Erkundungsphase rund 100 Probebohrungen zwischen Lokalbahnhof und Mirabellplatz, am Rudolfskai sowie weitere Bohrungen Richtung Alpenstraße durchgeführt.
Seit Februar steht auch fest, dass die Risse im Salzburger Rathaus nicht von den S-Link Untersuchungen stammen. Eine Beeinflussung des Wasserhaushalts und Auswirkungen auf die Struktur des Rathauses durch die Probebohrungen vom März 2023 können ausgeschlossen werden. Das erklärten mehrere Geotechniker:innen und Geolog:innen, die bei der Begehung vor Ort mit dabei waren, einstimmig.
_______________________________________________________________
„Die IV steht voll und ganz hinter dem S-Link“
Dr. Peter Unterkofler, Präsident der IV-Salzburg im Interview.
ECHO: Steht die IV-Salzburg voll und ganz hinter dem Projekt S-Link?
Peter Unterkofler: Die IV-Salzburg steht selbstverständlich, und zwar von Beginn an, voll und ganz hinter dem Projekt S-Link. In der Industrie würde in der Phase bis zur Inbetriebnahme zunächst die Bauwirtschaft enorm profitieren, die ohnedies schon länger brachliegt und dringend Großprojekte in dieser Dimension benötigt. Insgesamt würde der Pendlerverkehr vom nördlichen Flachgau durch die Stadt bis in den Tennengau langfristig profitieren – und somit alle Mitarbeiter von Industriebetrieben in dieser Region. Der wachsende Wirtschaftsraum benötigt dringend eine nachhaltige und ausbau- bzw. leistungsfähige Infrastruktur.
ECHO: Mit Bernhard Auinger, dem neuen Bürgermeister der Stadt Salzburg, steht ein Gegner des S-Link an der Spitze der Stadt. Der Gemeinderat könnte sich dennoch mit einer Mehrheit für das Projekt aussprechen. Wie schätzen Sie die Situation ein?
Unterkofler: Wir wollen dem Gemeinderat nichts vorgeben, appellieren jedoch an die Vernunft: die Stabilität für den Wirtschaftsstandort Salzburg darf nicht gefährdet werden! Sowohl beim S-Link in der Stadt als auch bei verschiedenen Ausbauprojekten der ÖBB für das Salzburger Bahnnetz müssen Stadt und Land Salzburg weiterhin Hand in Hand gehen. Es liegen wichtige Zukunftsprojekte am Tisch – die Salzburger Industrie braucht leistungsfähige Schienenverbindungen in Stadt und Land.
Wirtschafts- und Verkehrswachstum erfordern einen weiteren Ausbau der Bahninfrastruktur. Sowohl die ökonomische als auch die ökologische Entwicklung in Salzburg braucht eine leistungsfähige, gut vernetzte Bahninfrastruktur mit ausreichend Kapazitäten für den Personen- und Güterverkehr. Um das prognostizierte Verkehrswachstum bis 2040 bewältigen zu können, müssen die Kapazitäten in den kommenden Jahren massiv ausgebaut werden. Dies schließt auch die für den Zentralraum Salzburg so wichtige S-LINK-Verbindung ein.
ECHO: Wie beurteilen Sie generell die Zusammenarbeit der Landes- und der Stadtpolitik in Salzburg mit der Salzburger Industriellenvereinigung?
Unterkofler: Wir pflegen traditionell eine langjährige, intensive und sehr gute Zusammenarbeit mit dem Land Salzburg, arbeiten wir als IV-Salzburg doch vorrangig auf Landesebene. Selbstverständlich besteht aber auch mit der Stadtpolitik enge Verbundenheit und bestes Einvernehmen. Noch in diesem Jahr wird ein neues industriepolitisches Standortabkommen zwischen Land und IV unterzeichnet werden. Es fasst zahlreiche Maßnahmen zusammen, die wir gemeinsam als konkrete Handlungsfelder für eine Stärkung der Salzburger Industrie identifiziert haben. Mit diesem Abkommen soll der wirtschaftliche Aufschwung unterstützt und starke Impulse für den Innovationsstandort gesetzt werden. Entlang der gemeinsamen Standortthemen „Digitalisierung, Bildung und Infrastruktur“ wollen wir unsere konstruktive Zusammenarbeit in der laufenden Regierungsperiode fortsetzen.
Interview: Christian Granbacher