Heinz Konrad, Generaldirektor des Raiffeisenverbandes Salzburg über die Bedeutung
von KMUs, mögliche weitere Zinssenkungen und mit einem Apell nach einem Ende der
KIM-Verordnung.
ECHO: Wie wichtig sind für die Salzburger Raiffeisenbanken die kleineren und mittleren Betriebe als Firmenkunden?
Heinz Konrad: Die kleineren und mittleren Unternehmen sind für die 33 selbstständigen Salzburger Raiffeisenbanken die wohl wichtigste Kundengruppe. Auch für den Raiffeisenverband mit unseren 13 Filialen haben diese Firmen einen sehr hohen Stellenwert. Im Bundesland Salzburg ist man stark auf den Tourismus und die Freizeitwirtschaft sowie auf die Bereiche Handel und Gewerbe fokussiert. Letztendlich vertraut jedes zweite kleine und mittlere Unternehmen auf Raiffeisen. Als größte Bankengruppe im Bundesland sind wir der wichtigste Partner und Finanzier der mittelständischen Wirtschaft. Wir verfügen über ein umfangreiches Portfolio an Produkten und Dienstleistungen. Die Kunden schätzen auch unser Know-how, die Kundennähe und, dass wir über das dichteste Bankstellennetz im Bundesland verfügen. Aktuell haben wir 109 besetzte Bankstellen in Salzburg.
ECHO: Trotz des hohen Digitalisierungsgrades ist für Raiffeisen der persönliche Kontakt zu den Kunden so wichtig?
Konrad: Er ist uns außerordentlich wichtig, und diese persönlichen Kontakte sind es auch, die uns so stark machen. Zusätzlich zu den 109 besetzten Bankstellen verfügen wir noch über 23 weitere Bankstellen, die nicht besetzt sind und automatisiert funktionieren.
ECHO: Welche Signale vernehmen Sie von Seiten der KMUs in Salzburg, was die Wirtschaftslage betrifft?
Konrad: Die Wirtschaftslage und damit das Umfeld für die Betriebe ist augenblicklich nicht gut. Wir durchleben gerade die längste Rezession seit fast 80 Jahren. Auch im heurigen Jahr wird die Wirtschaft um bis zu 0,7 Prozent schrumpfen. Das Hauptproblem für die Betriebe sind die stark gestiegenen Kosten im Bereich Energie, aber vor allem natürlich die hohen Lohn- und Gehaltsabschlüsse, der letzten beiden Jahre. Zudem sind die Finanzierungskosten gestiegen und in Verbindung mit einer sehr geringen Nachfrage und Konsumneigung investieren die Betriebe derzeit ganz wenig. Aber etwas relativierend möchte ich anfügen, dass die Salzburger Unternehmen über alle Branchen hinweg sehr gut aufgestellt sind. Den Beweis dafür liefert der Umstand, wie die mehrfachen Krisen der letzten Jahre gemeistert wurden. Mit dem Jahr 2025 zeichnet sich ein leichter Silberstreifen am Horizont ab. Die Konjunktur wird sich – wenn auch zögerlich – wieder erholen und dann werden wir wieder einen Aufschwung erleben.
ECHO: Der wichtigste Leitzins ist kürzlich von 3,5 auf 3,25 Prozent gesunken. Welche Erwartungen haben Sie diesbezüglich für die nächste Zeit?
Konrad: Seit Juni gab es durch die Europäische Zentralbank (EZB) nun drei Zinsschritte nach unten. Auch für die nächste Sitzung der EZB rechnet man mit einer weiteren Reduktion um ein Viertel Prozent. Wir teilen diese Erwartung und gehen davon aus, dass der Einlagensatz der EZB mit Jahresende bei drei Prozent liegen wird. Das Wirtschaftswachstum im Euroraum wird im nächsten Jahr nicht übertrieben hoch ausfallen. Gleichzeitig liegt die Inflation unter dem Zielwert der EZB. Unter diesen Rahmenbedingungen gehen wir davon aus, dass die Zinsen auch im kommenden Jahr wieder schrittweise reduziert werden. Ich denke, dass es wieder vier Viertelschritte nach unten sein werden und wir mit Ende nächsten Jahres ein Zinsniveau bei den Leitzinsen von circa zwei Prozent erreichen werden. Das wären gute Rahmenbedingungen für die Wirtschaft und es könnte damit wieder aufwärts gehen. Natürlich wird viel davon abhängen, wie sich die Wirtschaft tatsächlich entwickelt und ob man die Inflation weiterhin im Griff behält.
ECHO: Bei der Wohn- und Eigenheimfinanzierung gibt es keine Grundbuch- und Pfandrechtseintragungsgebühr mehr. Haben die Anfragen für Immobilienfinanzierungen wieder zugenommen?
Konrad: Grundsätzlich kann man sagen, dass die Nachfrage nach Wohnbaufinanzierungen wieder leicht steigt. Das ist ein erfreulicher Aspekt. Einer der Gründe dafür ist sicherlich auch der Entfall der Grundbuch- und Pfandrechtseintragungsgebühr, der eine gewisse Entlastung bedeutet. Wichtig sind aber auch die angesprochenen Zinssenkungen und vor allem die hohen Lohn- und Gehaltsabschlüsse. Im letzten Jahr lagen diese Abschlüsse im Schnitt bei etwa neun Prozent. Die Inflation wird heuer insgesamt bei durchschnittlich drei Prozent liegen. Die Einkommenssituation der Haushalte wird also gestärkt und damit werden auch Immobilienfinanzierungen wieder eher leistbar. Unabhängig davon halten wir die KIM-Verordnung nach wie vor für überschießend und würden sehr begrüßen, wenn sie mit Jahresmitte 2025 auslaufen würde und nicht weiter verlängert wird.
ECHO: Raiffeisen bietet ein Gratiskonto für Jugendliche und Studierende. Wie wichtig ist diese Zielgruppe für Sie?
Konrad: Wir verfügen über eine sehr hohe Anzahl an Jugend- und Studierendenkonten. In diesem Bereich gibt es einen hohen Wettbewerb und wir konnten diesen Wert während der letzten Jahre stabil halten. Junge Menschen sind die Kunden von morgen. Wir sind sehr bemüht um sie, denn ein junger Mensch, der bei uns sein Konto führt, und der zufrieden mit der Beratung ist, wird uns auch langfristig die Treue halten.
Interview: Christian Granbacher