Mit Mut und Zuversicht voranschreiten. Drei Frauen und drei Männer aus Wirtschaft, Kirche und Forschung halten ein Plädoyer für Optimismus in diesen schwierigen Zeiten.
Die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) lässt jedes Jahr eine Jury aus Experten das Wort des Jahres wählen. „Krisenmodus“ wurde dabei zum Wort des Jahres 2023 in Deutschland gekürt. Auf dem zweiten Platz landete „Antisemitismus“, dahinter „leseunfähig“. „Die Liste spiegelt die Realität wider, und die Realität ist derzeit ziemlich düster“, sagt die GfdS-Geschäftsführerin Andrea Ewels. Die Gesellschaft befinde sich seit 2020 im „Krisenmodus“, sagt sie mit Blick etwa auf die Corona-Pandemie, den Überfall Russlands auf die Ukraine, die Energiekrise, die Bildungsmisere und den Angriff der Terrormiliz Hamas auf Israel.
Hinzu kommen noch die immens hohe Inflation – die vor allem in Österreich stark ausgeprägt ist – sowie horrende Immobilienpreise, die vor allem im Bundesland Salzburg Wohnraum unerschwinglich machen. Die Worte der Jahre 2022 und 2023 in Österreich waren passenderweise „Inflation“ und „Kanzlermenü“. Letzteres rührt daher, dass Bundeskanzler Karl Nehammer vor ÖVP-Funktionären in einer Vinothek in Hallein über Kinderarmut sinnierte und einen Vorschlag hatte, wie man dem Problem begegnen könne: Ein Hamburger bei McDonald´s sei die „billigste warme Mahlzeit in Österreich“.
Uns allen ist klar, dass dieser Krisenmodus noch anhalten wird. Die Stimmung bei vielen Unternehmern und Privaten ist schlecht, die Medien erinnern uns täglich an alle vorherrschenden Probleme. Und dennoch ist spätestens jetzt die Zeit gekommen, wieder mehr Mut und Zuversicht zu schöpfen. Wer positiv denkt hat mehr Freude am Leben und ist ausgeglichener. Studien zeigen: Menschen, die sich bemühen, auch schlechten Situationen etwas Gutes abzugewinnen und bei Problemen nach konstruktiven Lösungen zu suchen, sind gesünder.
ZWEI GESCHWISTER: MUT & ZUVERSICHT
„Mut und Zuversicht sind für mich wie ein Geschwisterpaar. Vor allem jetzt brauchen wir Mut, Dinge anders anzugehen, mit innovativen Werkzeugen Neues wagen, das es bisher noch nicht gegeben hat. Startups machen vor, wie dies funktionieren kann. Zuversicht nährt die Überzeugung, dass sich Ideen oder Projekte gut entwickeln werden, dass etwas gelingen wird“, sagt Brigitte Maria Gruber, Leiterin der Frauen:Fachakademie Schloss Mondsee. Seit mehr als 20 Jahren stärkt sie Frauen mit Mut und Zuversicht und setzt sich für deren Vorwärtskommen ein. In Lehrgängen, Mentoringprogrammen und Seminaren hat sie Frauen zusammengebracht und ermutigt. Der nächste „Management-Lehrgang für Frauen mit Potenzial“ startet in der Frauen:Fachakademie Schloss Mondsee im März 2025 und ist mit stärkenden Inhalten ein wahrer Entfaltungs-Turbo für die Persönlichkeit.
„Wer baut und etwas verändert verfügt über einen Zukunftsglauben. Es geht immer darum, etwas zu verbessern.“
Johannes Perkmann,
Abtpräses der Benediktinerabtei Michaelbeuern
„Es ist wichtig, sich selbst sehr gut zu kennen und in seiner inneren Mitte zu sein. Wer seine Talente aber auch seine Schwächen kennt, kann Dinge ganz anders angehen und weiß, wie es gelingen kann, die eigenen Stärken noch zu stärken“, so Brigitte Maria Gruber. Bei ihrem Management-Lehrgang geht es vorwiegend darum zu erfahren, wie man Ziele klar steckt und geschickt verhandelt. Wie man einen offenen Umgang mit Macht und Hierarchien entwickelt, das volle Potential von Ko-Kreativität ausschöpft und „out of the box“ denkt. Wie man stimmiges Marketing für sich selbst macht und seine emotionale Intelligenz so einsetzt, dass man gemeinsam mit seinem Team maximal davon profitiert. „In diesen Zeiten geht es auch darum, die Extrameile zu gehen und vollen Einsatz zu zeigen. Wenn man Freude an einer Tätigkeit hat und gerne für ein Unternehmen arbeitet, ist das natürlich der beste Ansporn. Von der Unternehmerseite her sollte es allen Mitarbeiter:innen gut gehen und man will gemeinsam etwas erwirtschaften. Aber eben nicht um jeden Preis. Wichtig ist es stets auf uns selbst, auf unsere Teammitglieder, auf die Ethik, aber auch auf die Natur zu achten“, so Brigitte Maria Gruber.
„Vor allem jetzt brauchen wir Mut, Dinge anders anzugehen, mit innovativen Werkzeugen Neues wagen, das es bisher noch nicht gegeben hat.“
Brigitte Maria Gruber,
Frauen:Fachakademie Schloss Mondsee
SPIRITUALITÄT & MANAGEMENT
Der vorangegangene „Management-Lehrgang für Frauen mit Potenzial“ (es war der 9. und im März 2025 folgt der 10.) endete im Sommer und bestand aus sechs Modulen und drei Kamingesprächen mit Top-Manager:innen, die passende Tools boten, um den nächsten Karriereschritt zu machen.
Johannes Perkmann, Abtpräses der Benediktinerabtei Michaelbeuern, sprach im Zuge des ersten Moduls unter dem Titel „Gelebte Spiritualität im Management“ mit den Teilnehmerinnen über Impulse und Regeln des Heiligen Benedikt.
ECHO traf Johannes Perkmann in der Abtei, um mit ihm über Mut und Zuversicht in dieser Zeit und über mögliche Strategien zu sprechen, die den Menschen wieder mehr Vertrauen bringen können. „Laut dem Heiligen Benedikt ist ein pragmatischer und realistischer Zugang zur Welt zu empfehlen. Das kann für Führungspersönlichkeiten in der Wirtschaft bedeuten, dass sie authentisch bleiben und für sich selbst auch Ressourcen schaffen, um wieder auftanken zu können“, erklärt der Abtpräses. Und man solle nicht maßlos werden. Weder im Erwerb noch in der Sorge. Wer ein gesundes Verhältnis zu sich selber habe, im Positiven, wie im Kritischen, sei gut geeignet Menschen durch Krisen zu führen. „Man darf sich schon Sorgen machen, aber in erster Linie um Menschen, die mir anvertraut sind. Auf Dinge, die man selbst nicht beeinflussen kann, sollte man sich nicht so stark konzentrieren“, sagt Perkmann.
DER ZUSAMMENHALT IST DA
Manager:innen und Führungskräfte würden gut daran tun, Dinge rechtzeitig anzusprechen und durchaus auch zu kritisieren. „Der Heilige Benedikt hat hier ein wunderbares Bild gezeichnet. Man solle Verantwortung wahrnehmen und Kritik üben. Also den Rost auskratzen. Aber nicht so sehr, dass das Häferl kaputtgeht“, erzählt der Abtpräses.
Wenn er aktuell mit den Menschen spricht, sei die Kostenfrage schon etwas Beherrschendes. Und er ist davon überzeugt, dass es ohne ehrenamtliches Engagement in der Gesellschaft viel düsterer aussehen würde. „Unsere Aufgabe ist nicht mit den Wölfen zu heulen und dies sogar noch zu verstärken, wie es bestimmte Medien tun, sondern die Dinge realistisch zu betrachten, Positives herauszugreifen und auch jene Bereiche und Aufgaben zu erkennen, die wir schaffen können“, plädiert Perkmann.
Er sieht häufig Beweise dafür, dass der Zusammenhalt in der Gesellschaft nach wie vor gegeben ist. Die Leute seien schnell einmal mit der Politik oder der Kirche im Allgemeinen unzufrieden. Wenn aber wirklich Notsituationen entstünden, seien viele bereit dem Nachbaren zu helfen, dann seien viele auch mit ihren Gemeindepolitikern und der eignen Pfarre im Einklang. „Beim Heiligen Benedikt stand im Vordergrund, dass man eine gute Gemeinschaft bildet und dass man die Außenwelt nicht ausblendet. Also auch für einen Gast von außen eine wohnliche Atmosphäre schafft“, so Perkmann.
DAS GEGENÜBER KANN HELFEN
Gift ist für den Abtpräses von Michaelbeuern die Polarisierung und die Propaganda, man könne mit dem Gegenüber nicht mehr vernünftig sprechen. Das sei vor allem parteipolitisch, aber auch ideologisch so: Umso wichtiger sei der Zusammenhalt in unserer Gesellschaft und dass wir füreinander da sind. Man dürfe auch nicht zu kleinräumig denken und sollte das große Ganze im Auge behalten. Wenn jeder nur auf sich achtet und seine Ruhe haben will, sei das keine gute Entwicklung.
„Jeder der ein Haus baut, wird in dieser Phase keine Ruhe haben. Alle Bauphasen im Leben, seien es die handwerklichen oder sonstige Reformen bedeuten Arbeit, die vielleicht mit Unannehmlichkeiten verbunden sind. Aber wer baut und etwas verändert verfügt über einen Zukunftsglauben. Es geht immer darum, etwas zu verbessern“, sagt Johannes Perkmann. In seiner Aufgabe als Seelsorger hört er viel über leidvolle Erfahrungen der Menschen. Wichtig sei nicht immer sofort ein Rat, sondern, dass jemand da sei, der zuhört. Viele würden in solchen Gesprächen Wichtiges erkennen: Sie erinnern sich daran, wie sie bereits einmal eine Krise überwinden konnten oder sie erkennen, dass es da jemanden geben könnte, von dem sie sich helfen lassen könnten. Personen also, die neue Impulse liefern, die einem auf die Sprünge helfen, können neues Vertrauen schaffen.
„Viele finden in der Familie den wichtigen Zusammenhalt, für religiöse Menschen kann eine spirituelle Kraft helfen. Wichtig sind aktuell auch Mut-Botschaften. Dass wir uns vom Beklagen eines Tages hinwenden zur Dankbarkeit, die auch ein benediktinisches Thema ist. Wenn wir uns an einem Sonnenaufgang erfreuen, dem Grün der Natur oder an einem Witz, den wir gehört haben“, so Perkmann. All diese Mut-Botschaften könnten kleine Motoren sein, die uns der Zukunft gegenüber, eine positivere Einstellung verleihen können.
ES WIRD LANGSAM BESSER
Ähnlich sieht das Brigitte Maria Gruber: „Wir dürfen schon auch neuen Mut schöpfen und den Blick dafür schärfen, was in unserem Land und in unseren Unternehmen alles gut läuft. Wir dürfen nicht immer nur bejammern, was nicht funktioniert.“
Durch ihren Einsatz für Frauen musste auch sie mit vielen Barrieren und Hindernissen kämpfen und sieht mittlerweile Erfolge, indem die „Gläserne Decke“ hie und da auch ein Stück weit durchbrochen wird. Frauen seien immer öfter in Führungspositionen zu finden und zahlreiche Unternehmen würden die Vorteile gemischter Teams erkennen. In Sachen gleiche Bezahlung für Mann und Frau ist die unsägliche „Gender Pay Gap“ allerdings immer noch viel zu hoch.
Intensiv mit all diesen geschlechterspezifischen Themen befasst sich Zoe Lefkofridi. Sie ist Universitätsprofessorin für Politik & Geschlecht, Diversität & Gleichheit am Fachbereich Politikwissenschaft der Universität Salzburg. Sie bestätigt, dass es wissenschaftliche Evidenz dafür gibt, dass gemischte Teams bessere Arbeit leisten als homogene Teams. „Generell ist es von Vorteil für ein Team, wenn diverse Perspektiven berücksichtigt werden können. Vielfältige Teams sind zum Beispiel besonders gut darin, neuartige Ideen zu entwickeln und bei der Planung eine größere Anzahl von Variablen zu berücksichtigen“, erklärt sie. Ihre Erfahrung in der Lehre und Forschung mit Vielfalt sei sehr positiv. Das gelte nicht nur alleine für gemischte Teams hinsichtlich des Geschlechtes, sondern auch für kulturelle und disziplinäre Vielfalt. „Der Prozess des Austauschs zwingt uns gegenseitig dazu, unsere Überlegungen zu vertiefen und die Fakten objektiver zu hinterfragen, kontrafaktische Szenarien zu berücksichtigen, und die Dinge nicht als selbstverständlich hinzunehmen“, so Lefkofridi.
BEIDE GESCHLECHTER SIND MUTIG
Die Frage, ob in krisendominierten Zeiten, Frauen oder Männer mehr Mut und Zuversicht haben, lässt sich laut der Universitätsprofessorin nicht allgemein und nicht so einfach beantworten. Betrachte man den Bereich Finanzen und Handeln, seien Männer risikobereiter und würden über mehr Zuversicht und Optimismus verfügen. „Empirische Ergebnisse aus der Psychologie und Ökonomie zeigen, dass Männer in Bereichen wie Mathematik, akademische Leistungen und Finanzen mehr Selbstvertrauen haben als Frauen, unabhängig von ihren tatsächlichen Fähigkeiten“, erklärt sie.
Betrachte man hingegen die Themen Umwelt und Klimawandel (eine weitere Krise, die bisher in diesem Artikel noch gar nicht erwähnt wurde) zeigt sich, dass Frauen eine höhere Risikowahrnehmung hinsichtlich der Umweltzerstörung aufweisen, sich mehr Sorgen um die Umwelt machen und mit größerer Wahrscheinlichkeit umweltfreundliche Maßnahmen ergreifen als Männer. Laut ihrer Forschung gemeinsam mit Dr. Viktoria Jansensberger (Absolventin der Uni Salzburg derzeit in Konstanz) würden Frauen sich demnach viel mehr im „politischen Konsum“ engagieren. Sie unterstützen also umweltfreundliche Produkte und boykottieren umweltfeindliche Produkte. Die Conclusio von Zoe Lefkofridi lautet demnach: „Wenn die höhere Risikobereitschaft Männer handlungswilliger macht, macht die höhere Risikowahrnehmung Frauen handlungswilliger als Männer. Beides sind Zeichen von Mut.“
ES BRAUCHT GLEICHES GELD FÜR GLEICHE LEISTUNG
In vielen Unternehmen erhalten Frauen für die exakt gleichen Aufgaben weniger Geld als ihre männlichen Kollegen. „Damit wir diesen Missstand eliminieren können, braucht es Führungskräfte, die Wissenschaft ernst nehmen“, so Lefkofridi. Die Forschung aus verschiedensten Wissenschaftsbereichen zeigt sehr deutlich, dass die Leistungen von Frauen anders bewertet werden, als jene der Männer. Geschlechterspezifische Vorurteile führen daher zu verzerrten Bewertungen des Potenzials und der Leistung von Menschen. Dies wiederum führe zu einer ungerechten Entlohnung der Arbeitnehmerinnen. Insbesondere Mütter würden unter der Mutterschaftsstrafe („Motherhood Penalty“) leiden. Die Forschung zeigt eindeutig, dass Organisationen von den Stärken der Frauen und von Diversität im Allgemeinen profitieren. „Das inkludiert auch Arbeitnehmer:innen, die Eltern sind, da Elternschaft enormes Potential für die Persönlichkeitsentwicklung, Leadership-Skills, Kreativität und Flexibilität sowie Organisationstalent mit sich bringt“, sagt Lefkofridi. Leider spiele aber genau dieser Faktor in der Realität oft eine negative Rolle in Rekrutierungsverfahren und bei der Karriereentwicklung von Frauen. Die Universitätsprofessorin spricht davon, dass Führungskräfte mit sexistischen Einstellungen von Frauen sogar erwarten, dass sie für weniger Geld mehr leisten. Aus sexistischer Perspektive sei das „Gender Pay Gap“ kein Missstand, sondern „normal“ oder „natürlich“. „Der Mangel an Transparenz sowie ein Klima von Angst und Unsicherheit sind Bedingungen, unter welchen solche Ungerechtigkeiten – auf Kosten von Unternehmen und Organisation – blühen“, kritisiert Zoe Lefkofridi. Je stärker Maßnahmen zur Gewährleistung der Lohngleichheit stark abgelehnt werden, desto mehr Zusammenhang gibt es mit der Ablehnung eines demokratischen Systems – laut einer aktuellen Studie, die sie gemeinsam mit Dr. Vera Beloshitzkaya und Dr. Matilde Ceron an der Universität Salzburg, im Rahmen des Forschungs- und Innovationsprogramms Horizont 2021 der Europäischen Union in acht Ländern (Österreich inklusiv) durchführt. Diese Erkenntnis hat auch Auswirkungen auf unser Verständnis von Unternehmens- und Organisationskulturen.
Ein wichtiger Schritt, um Ungerechtigkeiten abzuschaffen, ist die Richtlinie zur Lohntransparenz der Europäischen Union. Gemäß dieser müssen EU-Unternehmen Berichte beispielsweise darüber veröffentlichen, wie viel sie Frauen und Männern für „gleiche oder gleichwertige“ Arbeit zahlen, und Maßnahmen ergreifen, wenn ihr geschlechtsspezifisches Lohngefälle fünf Prozent übersteigt. Das Aufbäumen gegen die ungerechte „Gender Pay Gap“ wird jedenfalls größer und es kann nur das gemeinsame Ziel der Gesellschaft sein, dass Frauen und Männer für gleiche Arbeit auch gleiches Geld erhalten.
MUTIGE ENTSCHEIDUNGEN
Oft sind es die mutigen und ungewöhnlichen Entscheidungen, die den Grundstein für eine erfolgreiche Karriere bedeuten. Celal Karaarslan zog mit seiner Familie als Sechsjähriger von der Türkei nach Österreich. Seine Mutter achtete immer darauf, dass ihre Kinder diszipliniert und ehrgeizig sind. Als Erwachsener betrieb Celal dann gemeinsam mit seiner Frau Kirsten Karaarslan in Zell am See ein Café und entdeckte dabei seine Leidenschaft für das Eismachen. Der türkischstämmige Österreicher konnte beweisen, dass es nicht alleine die Italiener sind, die hervorragendes Eis kreieren können. So betrieb er in Zell am See und in St. Johann im Pongau eine Eisdiele. „Ich habe schon bemerkt, dass es bestimmten Platzhirschen nicht gefällt, dass ein Türkischstämmiger jetzt auch Erfolge verzeichnet. Diese Missgunst hat mich angespornt noch mehr zu geben und vollen Einsatz zu zeigen. Gleichzeitig waren aber auch sehr viele waschechte Pinzgauer und Pongauer gerne bei uns, weil sie sich wohlgefühlt haben und es ihnen geschmeckt hat“, erzählt Karaarslan.
IMMER WEITER TROTZ WIDERSTÄNDEN
Auch das „Alpz Gelato & Cafe“ am Platzl in Salzburg führt er. Mittlerweile hat er zahlreiche internationale Auszeichnungen mit seinen Eisen gewonnen. Beim bekannten „Gelato Festival“ in Sizilien beispielsweise holte er mehrfach den Sieg. Einmal mit der Kreation „Coccole Nocciolose“ (kuschelnde Haselnüsschen). „Es gehört schon ein bisschen Mut dazu, wenn man sich ‚nur‘ mit einem Haselnuss-Eis dem Wettbewerb mit den besten Eismachern stellen will“, sagte Celal Karaarslan. Verwendet wurden dazu kleine Haselnüsse aus der Türkei. Er wollte zeigen, dass man mit so etwas Einfachem wie einem Haselnuss-Eis etwas Besonderes kreieren kann.
Die Erfolge spornen den kreativen Eismacher und erfolgreichen Geschäftsmann an, sein Unternehmen noch bedeutend zu vergrößern. Aktuell befindet sich Celal Karaarslan in der türkischen Provinz Ordu im östlichen Bereich der Schwarzmeerküste. Dort startet er gerade mit einer großen Eisdiele und er wird Eis im großen Stiel produzieren, um 25 weitere Eisdielen zu beliefern. Für Menschen, die aktuell aufgrund der zahlreichen Krisen hadern, hat er folgenden Tipp parat: „Man muss vor allem seine Ziele exakt festlegen und diese unbeirrt weiterverfolgen. Ich möchte erreichen, dass mein Unternehmen in den nächsten fünf Jahren global tätig ist“, so Karaarslan. Es schmerze natürlich, dass er aktuell kaum Zeit mit seiner Frau und den Kindern verbringen könne, aber er habe die volle Unterstützung seiner Familie beim Erreichen seiner Geschäftsziele.
Als er noch in Österreich war, gab er beim Programm „Mentoring für Migrant:innen“ der Wirtschaftskammer Salzburg sein Wissen an zwei Männer weiter, die ebenfalls erfolgreich im Berufsleben ankommen wollten. Einer davon hat heute einen guten Job, vom Zweiten hatte er nie mehr etwas gehört, da er am Schluss kein Interesse mehr zeigte. Eine Erfahrung, die Karaarslan schon immer begleitet hatte. Einmal geht es gut, ein anderes Mal nicht. Es brauche auch das Scheitern, um erfolgreich zu sein. „Ich wusste schon sehr oft nicht mehr weiter und es sind sehr viele Dinge nicht so aufgegangen wie gewünscht. Wenn man aber hartnäckig an einer Sache dranbleibt und den Ehrgeiz und die Leidenschaft mitbringt, dann wird dies auch mit Erfolg belohnt werden“, sagt Celal Karaarslan.
„Man muss vor allem seine Ziele exakt festlegen und diese unbeirrt weiterverfolgen.“
Celal Karaarslan
Start-up strahlt Zuversicht aus
Das Unternehmen Anywhere.Solar aus Oberalm steht für Coolness, Design und Nachhaltigkeit.
Die Gründerszene ruft innovative Firmen ins Leben, die den aktuellen Widrigkeiten trotzen und mit guten Ideen und Zuversicht nach vorne gehen. Spätestens mit der Geburt seiner zweiten Tochter dachte Martin Lublasser, es sei an der Zeit, etwas in Sachen Energiewende zu bewegen. Gemeinsam mit Stephan Perrer gründete er 2022 das Unternehmen Anywhere.Solar.
JAMMERN BRINGT UNS NICHT WEITER
Den Fokus legt das Start-up auf innovative Photovoltaik-Carports und E-Ladestationen mit höchstem Designanspruch und maximaler Flexibilität. Beide Gründer arbeiteten jahrelang für einen bekannten Salzburger Maschinenbauer und bringen viel Know-how mit. „Mit einem Hardware-Start-up, das physische Produkte herstellt haben wir uns wohl für den härtesten Part in der Gründerszene entschieden. Aber wir haben den inhärenten Wunsch, etwas für die Nachhaltigkeit zu machen“, so Lublasser. Auch wenn allen die Notwendigkeit der Energiewende bewusst ist, gibt es in der Branche auch ein unsicheres Marktumfeld und sinkende Einspeisetarife. „Für uns läuft es dennoch gut. Wir sind zufrieden“, erklärt er. Auf der Website von Anywhere.Solar findet sich bei den Firmen-Werten als erster Punkt „Positivity“. Dazu heißt es: „Jammern bringt uns nicht weiter – unser positives Mindset hilft uns dabei, mehr Chancen als Probleme zu sehen, in Lösungen zu denken und den Energielevel hoch zu halten. Zudem motiviert unser positives Mindset andere an der Energiewende zu arbeiten bzw. ihren Beitrag zu leisten. Wir untermauern dieses Mindset mit einem herzlichen Umgang und Humor.“
ARBEIT MIT SINN
Anywhere.Solar arbeitet schon lange mit einem Industrie-Designer zusammen und möchte beweisen, dass die Energiewende nicht nur schnell umgesetzt werden kann, sondern dabei auch cool und stylish sein kann. Heuer gewann das Unternehmen den Wikarus, also den Salzburger Wirtschaftspreis in der Kategorie „Unternehmensgründung“ und wurde zudem beim Staatspreis Design ausgezeichnet. „Völlig a-typisch zum Markt fällt es uns auch leicht, qualifizierte Leute zu finden. Wir bekommen viele Bewerbungen und sehen, dass es den Menschen immer wichtiger wird einen Job zu haben, der Impact bietet“, so Lublasser.
Es lohnt sich immer vorwärts zu blicken
Das Leben von Claudia Braunstein steht exemplarisch dafür, dass Aufgeben keine Option ist.
Die Salzburgerin war erfolgreich als Unternehmerin in der Modebranche tätig und sehr wohlhabend. Umso größer der Schock, als ihre Firma Konkurs ging und dazu im Jahr 2011 auch noch eine Krebserkrankung in der Mundhöhle diagnostiziert wurde. Eine 17-stündige Operation verhinderte das Schlimmste und Frau Braunstein spricht seit diesem Zeitpunkt von ihrem zweiten Leben.
„Noch schlimmer als meine Krankheit und all die Schmerzen war eigentlich der Konkurs meines Unternehmens und die Erkenntnis, dass sich die allermeisten Freundinnen und Freunde davongemacht haben, weil mein wirtschaftlicher Erfolg nicht mehr gegeben war“, erzählt sie. Zudem wussten einige wohl nicht mit ihrer Krankheit umzugehen. Ein Teil ihrer Zunge und des Mundbodens musste entfernt werden. Trotz Implantats aus dem Bereich des Unterarms sind eine Sprachbehinderung sowie Kau- und Schluckbeschwerden ihre täglichen Begleiter.
Im Interview mit Claudia Braunstein wird aber eines sofort klar. Sie ist ein enorm positiver Mensch, der auch gerne über sich selber witzelt. Dieser Optimismus ist dann auch bezeichnend dafür, wie sie ihr Leben trotz ihrer Handicaps in die Hand nahm. Schluckbeschwerden wie die ihren, betreffen überraschend viele Menschen und sie begann bereits 2012 ihre Erfahrungen in dem Blog „Geschmeidige Köstlichkeiten“ zu teilen. Darin geht es um Rezepte, die gutes Essen trotz der Beschwerden möglich machen. Sie veröffentlichte zudem zwei Kochbücher unter den Titeln: „Es schmeckt wieder! Viskose Gaumenfreuden“ und „Geschmeidige Kost – Essen ohne Barriere“. Mit einem weiteren Blog („claudiaontour.com“) bietet sie interessante Lifestyle-Geschichten für Personen über 50. Darin geht es ums Reisen, Luxus und genussvolles Speisen.
ENKELKINDER ALS ANSPORN
„Auch wenn es sehr schwierige Phasen in meinem Leben gab, hat mich der Gedanke daran, einmal Enkelkinder zu haben immer sehr bestärkt“, so Claudia Braunstein. Sie ist Mutter zweier Söhne und zweier Töchter. Enkelkinder hat sie mittlerweile vier. Und auch die Hochzeit, die sie unbedingt miterleben wollte, gab es inzwischen bereits in doppelter Ausführung. Ihre beiden Töchter heirateten und in nächster Zeit wird dies auch einer ihrer Söhne tun. Mit ihrem Mann ist sie seit Jahrzehnten zusammen und die Familie war immer etwas, das ihr sehr viel Halt gegeben hat.
Ohne ihre Krankheit hätte Claudia Braunstein sicherlich keine Bücher veröffentlicht und keine Blogs gestartet. Durch die Beschäftigung mit den technischen Abläufen und durch sehr viel Learning By Doing kam es dazu, dass sie mittlerweile auch eine eigene Agentur hat, die Social Media Accounts für Frauen über 50 betreut. „Content Creator sind ansonsten nur junge Leute, aber ich sehe, dass viele Damen reiferen Alters auch auf Social Media tätig sein wollen und ich helfe Ihnen gerne auf Augenhöhe weiter. Denn viele Enkelkinder verlieren mit den Älteren schnell die Geduld, wenn sie ihnen in Sachen Technik, Handy und Computer weiterhelfen sollten“, erzählt die Salzburgerin. Während dieser Artikel in der Phase seiner Fertigstellung ist, hat Claudia Braunstein wieder vermehrte gesundheitliche Probleme. Die schwerwiegende Operation zieht doch immer wieder Beschwerden nach sich. Ihre Schulter schmerzt so stark, dass an ein Arbeiten am Computer aktuell nicht zu denken ist. Im Interview sagt sie aber einen wichtigen Satz: „Ich führe ein glückliches Leben, weil ich mich dafür entschieden habe.“ Sie habe zwei Optionen erklärt Claudia Braunstein. „Ich kann aufwachen und mir denken, ich bin sprachlich behindert, ich habe Einschränkungen und den ganzen Tag jammern. Ich kann aber auch aufwachen und mich an den schönen Dingen orientieren. Denn jeder einzelne Tag hat etwas Gutes. Egal ob es der Sonnenaufgang oder eine gute Tasse Kaffee ist.“ Raten Sie einmal für welche der beiden Möglichkeiten sich Claudia Braunstein entschieden hat.
„Ich führe ein glückliches Leben, weil ich mich dafür entschieden habe.“
Claudia Braunstein