Roswitha Stadlober. Die Präsidentin des Österreichischen Skiverbands (ÖSV) sprach mit ECHO Salzburg exklusiv über personelle und strukturelle Veränderungen und wie sie vermehrt auf Teamarbeit setzen will.
ECHO: Wie lautet Ihr Resümee zu den Olympischen Winterspielen und den Paralympics in Peking?
Roswitha Stadlober: Sowohl die Olympischen Spiele als auch die Paralympics waren für den Österreichischen Skiverband sehr erfolgreich, weil es jeweils die zweiterfolgreichsten Winterspiele aller Zeiten waren. Ich bin froh und dankbar, dass ich ernten durfte, was andere gesät haben.
ECHO: Wie bewerten Sie die Bronzemedaille ihrer Tochter über die 15 Kilometer beim Skiathlon?
Stadlober: Diese Medaille ist natürlich historisch, weil es sich um die erste olympische Medaille im österreichischen Damenlanglauf handelt. Mit dem Wissen, was Teresa alles investiert hat und wie auch wir diesen Weg mit ihr gegangen sind, hat diese Medaille für uns schon sehr viele Emotionen mit sich gebracht. Ich verspüre viel Dankbarkeit und eine gewisse Genugtuung.
ECHO: Im alpinen Bereich hat Österreich mit Hermann Maier, Marcel Hirscher, Benni Raich, Renate Götschl, Marlies Schild und Anna Veith jede Menge Seriensieger hervorgebracht. Sind die Fußstapfen für die aktuelle Generation zu groß und worin liegen die Ursachen, dass bisher niemand daran anschließen konnte?
Stadlober: Immer wenn ein Seriensieger abtritt, stellt sich die Frage, wie lange dauert es, bis wieder einer nachrückt. Ich glaube, wir haben im ÖSV das Potenzial dazu. Vor allem bei den Mädchen kommen welche nach, wenn sie verletzungsfrei bleiben. Magdalena Egger beispielsweise liegt nach Medaillen bei den Junioren-Weltmeisterschaften derzeit an der Spitze und sie kommt aus Österreich. Das gibt schon Hoffnung.
ECHO: Kommen zu wenige aus dem Europacup nach oder ist bereits der Übergang von den Landesverbänden hin zum Europacup das Problem?
Stadlober: Die Schnittstelle sehe ich schon früher beim Nachwuchs, gar nicht erst beim Übertritt vom Landesverband. Auch wer gute FIS-Rennen fährt, kann durchaus schon im ÖSV-Nachwuchs aktiv werden. Und in einem großen Verband wie dem unseren muss man sich auch qualifizieren und den anderen die Startplätze streitig machen. Es gilt, in einzelnen wichtigen Rennen zu performen und aufzuzeigen. Diese Chance muss man nutzen und es gelingt derzeit einigen aus bestimmten Umständen nicht, dies zu tun.
ECHO: Sie wurden im vergangenen Oktober zur ÖSV-Präsidentin gewählt und seit bekannt ist, dass Herbert Mandl mit 1. Mai die sportliche Leitung übernimmt, gab es viele Berichte über den großen Umbruch im ÖSV. Eine bewusste Entscheidung ihrerseits?
Stadlober: Herbert Mandl ist bewusst installiert worden. Aber dass der Herren-Cheftrainer Andi Puelacher und der Damen-Cheftrainer Christian Mitter gegangen sind, liegt daran, dass sie ihre Verträge nicht verlängern wollten. Deshalb sind wir auf die Suche nach neuen Personen gegangen und so kommt ein Umbruch dann natürlich in Bewegung.
„Magdalena Egger liegt nach Medaillen bei den Junioren- Weltmeisterschaften derzeit an der Spitze und sie kommt aus Österreich. Das gibt schon Hoffnung.“ Roswitha Stadlober, Präsidentin des ÖSV
ECHO: Gibt es auch ein weinendes Auge oder sehen Sie eher den Vorteil neuer Möglichkeiten?
Stadlober: Chancen gibt es immer. Andi Puelacher hätten wir gerne an dieser Position gehalten. Auch Patrick Riml war als Plan A für die Damen vorgesehen. Aber er wechselte in die USA. Wenn sie die Verträge nicht verlängern, kommen eben Personalrochaden in die Gänge.
ECHO: Cheftrainer bei den Damen ist nun Thomas Trinker und bei den Herren Marko Pfeifer. Wie hoch sind Ihre Erwartungen an beide Trainer?
Stadlober: Ich glaube, beide haben auch hohe Erwartungen an sich selber. Thomas Trinker habe ich persönlich noch nicht gekannt und ein Gespräch mit ihm in Innsbruck hat bei mir einen sehr guten Eindruck hinterlassen. Er ist sehr ehrgeizig und beide werden für neuen Elan und einen neuen Spirit sorgen. Man muss jetzt nicht alles verändern, was ja auch bei uns im Präsidium so ist. Wir achten darauf, ein gutes Teamgefüge und eine gute Zusammenstellung zu machen. Auch dass junge Trainer integriert werden, die im ÖSV ausgebildet wurden, und dass wir auch im Europacup gute Trainer einsetzen. Ob die Sportlerinnen und Sportler oder die Trainer, alle sind ehrgeizig, und ich bin guter Dinge, dass wir bis zur Heim-WM in Saalbach gut ausgerichtet sind. Wir haben ein Top-Team aus arrivierten und sehr erfolgreichen Skifahrern. Auch bei den Damen, wo wir leider viele Ausfälle hatten.
ECHO: Der scheidende Damentrainer Christian Mitter tätigte die Aussage, er wolle mit Athleten arbeiten, die motiviert sind und etwas erreichen wollen.
Stadlober: Das ist vielleicht etwas unglücklich und ich kann es nicht ganz nachvollziehen. Ich glaube beispielsweise, eine Katharina Liensberger ist immer topmotiviert. Er wird sich seine Meinung gebildet haben. Aber ich denke, dass alle ÖSV-Damen, die am Start stehen, motiviert sind. Sonst würden sie dort nicht stehen.
„Wir wollen die Verantwortung auf mehrere Personen aufteilen, auch indem die Vizepräsidenten mehr Aufgaben übernehmen. Die letzten 30 Jahre gab es eher eine Zwei-Mann-Show.“ Roswitha Stadlober, Präsidentin des ÖSV
ECHO: Wird es im ÖSV auch strukturelle Veränderungen geben?
Stadlober: Wir wollen den Verband modernisieren und wir haben einen Markenprozess in Bewegung gesetzt. Wenngleich die Kultur und viel Altbewährtes erhalten bleiben. Dennoch wollen wir den Verband in die Zukunft führen. Und wir wollen die Verantwortung auf mehrere Personen aufteilen, auch indem die Vizepräsidenten mehr Aufgaben übernehmen. Die letzten 30 Jahre gab es eher eine Zwei-Mann-Show. Wir haben ein Supererbe übernommen und wollen, dass sich mehr Personen einbringen und wir vieles gemeinsam machen. Wir werden auch klarmachen, dass der ÖSV für Breitensport und eine ganze Fülle an Wintersport steht.
Interview: Christian Granbacher